Zusammenfassung
Die Mittelfussarthrose ist durch Schmerzen und Schwellungen im Mittelfuss gekennzeichnet. Die Beschwerden verschlimmern sich oft beim Stehen und Gehen. Typischerweise ist ein damit zusammenhängender Knochenvorsprung auf der Oberseite des Fusses vorhanden. Des Weiteren entwickelt sich die Symptomatik über einen längeren Zeitraum, jedoch kann sie auch nach einer schweren Mittelfussverletzung, wie beispielsweise einer Lisfranc-Verletzung, auftreten. Eine konservative (nicht-operative) Therapie (Tragen eines steifen Komfortschuhs, Änderung der Bewegungsgewohnheiten und Gewichtsabnahme) kann sich als äusserst effektiv erweisen. Bei Versagen der konservativen Therapie, können Patienten von einer operativen Versteifung (Fusion) der arthrotischen Gelenke profitieren.
Hintergrund
Der Fuss besteht aus 26 einzelnen Knochen, welche zusammenwirken, um das Körpergewicht zu tragen. An den Stellen an denen sie zusammentreffen, befinden sich Knorpel, die eine gleichmässige Bewegung ermöglichen, während sie aneinander vorbeigleiten. Der Fuss ist beim Gehen unerlässlich. Wie man sich vorstellen kann, wird das Gelenk bereits schon durch normale Aktivitäten stark belastet. Wenn sich die Knorpel im Laufe der Zeit abnutzen (ein Zustand der als Arthrose bezeichnet wird), verursachen Kräfte, welche durch diese Gelenke verlaufen, möglicherweise Schmerzen, da nun die Knochen aufeinander reiben. Der Mittelfuss ist vergleichbar mit der Gelenkbildung zwischen Handgelenk und Hand. Die Fusswurzelknochen, insbesondere das Keilbein (Os cuneiforme) und das Würfelbein (Os cuboideum) bilden das Gelenk der langen, röhrenförmigen Mittelfussknochen, welche den Vorfuss bilden. Einige der Mittelfussgelenke, beispielsweise jene auf der Innenseite des Fusses, sind flexibler und verfügen über die erforderliche Bewegungsfreiheit, um sich auf unebenem Grund anzupassen. Wenn die Arthrose die Mittelfussgelenke betrifft, wird sie als Mittelfussarthrose bezeichnet.
Klinische Präsentation
Patienten mit einer Mittelfussarthrose verspüren ein unangenehmes Gefühl im Mittelfuss, welches oft bei längerem Stehen oder Gehen auftaucht. Es kann auch durch das Tragen von Schuhen verschlimmert werden. Dies besonders dann wenn ein steifer Lederschuh auf die Oberseite des Fusses drückt. Einige Patienten berichten auch von Schmerzen während der ersten Schritte am Morgen oder nach längerem Sitzen, welches als „Anlaufschmerzen“ bezeichnet wird. Gelegentlich ist eine Verletzung im Mittelfuss, wie beispielsweise eine Lisfranc-Verletzung, in der Patientenvorgeschichte vorhanden. Häufiger tritt die Mittelfussarthrose jedoch durch allmähliche Abnutzung auf.
Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung kann eine Schwellung über dem Mittelfuss festgestellt werden. Häufiger kommt es jedoch zu einer allgemeinen Druckdolenz (Schmerzen, welche durch Druck auf einen bestimmten Punkt an der Körperoberfläche ausgelöst werden können) im Bereich des Mittelfusses, insbesondere über den betroffenen Gelenken. Ein knöcherner Vorsprung im Mittelfuss, welcher als Osteophyt bezeichnet wird, ist oft als Resultat der zugrunde liegenden Arthrose tastbar.
Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass nicht bei allen Osteophyten im Bereich des Mittelfusses eine Arthrose ursächlich ist. Es kommt nicht selten vor, dass Patienten beim Tragen von Schuhen eine lokale Irritation über einem normalen knöchernen Vorsprung verspüren. Dies sollte jedoch nicht mit einer signifikanten Mittelfussarthrose gleichgesetzt werden.
Bildgebung
Röntgenaufnahmen unter Belastung zeigen normalerweise eine Verkleinerung des Gelenkspalts der Mittelfussgelenke. Dies ist ein charakteristisches Zeichen für eine Arthrose. Das am häufigsten betroffene Gelenk liegt zwischen dem Mittelfuss und dem Vorfuss (tarso-metatarsal) aber auch andere Gelenke können betroffen sein.
Behandlung
Nichtoperative Behandlung
Eine Mittelfussarthrose kann meist erfolgreich nicht-operativ behandelt werden. Die wichtigsten Komponenten der nicht-operativen Behandlung sind:
- Ein Komfortschuh mit einer steifen Sohle: Durch eine steife Sohle werden die Kräfte, welche auf den Mittelfuss wirken, begrenzt. In ähnlicher Weise hilft eine Abrollrampe dabei, die Kräfte vom Mittelfuss weg und gleichmässig auf das Bein nach oben zu verteilen.
- Schuhe mit einem weicheren Schaft: Falls der obere Teil des Schuhs aus einem netzartigen Material und nicht aus einem steifen Leder besteht, kann der direkt wirkende Druck über der Arthrose und damit die Schmerzen vermindert werden.
- Vermeiden eines zu engen Binden der Schnürsenkel: Falls die Schürsekel etwas lockerer gebunden werden, wird weniger Druck auf den arthrotischen Mittelfuss ausgeübt.
- Änderung der Bewegungsgewohnheit: Aktivitätsmodifikation, wie beispielsweise das Vermeiden von Aktivitäten, welche einen starken Aufprall auf den Boden beinhalten (z.B. Rennen oder längeres Laufen), kann dabei helfen, die Beschwerden zu lindern. Nicht belastende Aktivitäten (z.B. Schwimmen, Aquafit und stationäres Radfahren) werden empfohlen, um Gewicht abnehmen und aktiv bleiben zu können.
- Gewichtsverlust: Der Verlust von Übergewicht hilft dabei, die Kräfte, welche mit jedem einzelnen Schritt durch den arthrotischen Mittelfuss gehen, zu verringern.
- Dehnen der Waden (Verbesserung der Flexibilität der benachbarten Gelenke): Überflüssige Bewegung und Belastung im Bereich des Mittelfuss kann durch ein Dehnen der Wadenmuskulatur reduziert werden.
- Entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs): Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente können ebenfalls von Vorteil sein.
- Entlastung: Eine Reduktion der Belastung auf den Mittelfuss mit Hilfsmitteln wie beispielsweise einem Gehstock, Knie-Rollator oder Krücken, kann sich kurzfristig günstig auswirken.
- Injektionen: Regelmässige Kortikosteroid-Injektionen in die betroffenen Mittelfussgelenke können zur Linderung der Schmerzen beitragen, wenn auch meist nur vorübergehend.
Operative Behandlung
Die Patienten haben infolge einer Mittelfussarthrose oft zwei Beschwerden:
Schmerzen am Rücken des Fusses durch Sporne (knöcherne Vorsprünge) aus dem arthrotischen Gelenk, welche durch geschlossene Schuhe schlimmer werden oder Schmerzen die vom arthrotischen Gelenk selbst stammen.
Beschwerden, die auf einen lokalen knöchernen Vorsprung zurückzuführen sind, können möglicherweise durch ein Entfernen des Knochensporns verbessert werden. Dies wird jedoch selten durchgeführt, da die zugrunde liegende Arthrose nicht behandelt wird und die Knochensporne im Allgemeinen erneut entstehen.
In den meisten Fällen sind Schmerzen, welche durch das arthrotische Gelenk selbst entstehen, das Hauptsymptom. Wird daher eine Operation als notwendig erachtet, müssen die betroffenen arthrotischen Gelenke oft versteift (fusioniert) werden. Dies beinhaltet ein Aufrauen der gegenüberliegenden Knochenoberflächen und ein Zusammenfügen der Knochen mit Platten, Schrauben oder Klammern. Durch das Wegfallen der Bewegung durch die arthrotischen Gelenke werden die von diesen Gelenken ausgehenden Schmerzen behoben. Im Wesentlichen wird durch die Operation ein schmerzendes Gelenk zu einem steifen Gelenk. Eine Mittelfussknochen-Fusion behandelt jedoch nicht die Schmerzen, welche ihren Ursprung in anderen Gelenken haben oder die Beschwerden, welche von einem anderen Bereich des Fusses stammen. Die Gelenkversteifung benötigt eine starke Fixierung. Über einen Zeitraum von 6-12 Wochen darf der Fuss nicht belastet werden (oder zumindest nur teilweise).
Mögliche Komplikationen
Zu den möglichen Komplikationen einer Operation gehören:
- Pseudoarthrose (Knochen heilen nicht zusammen)
- Verzögerte Fusion (Knochen heilen langsam zusammen)
- Infektionen
- Wundheilungsstörungen
- Nervenverletzungen oder Reizungen
- Tiefe Venenthrombose (TVT oder Blutgerinnsel)
- Lungenembolie (LE)
- Entfernung von Osteosynthesematerial
- Arthrose der benachbarten Gelenke. Mit der Zeit entsteht in den naheliegenden Gelenken möglicherweise eine Arthrose. Dies ist eine Folge einer veränderten Biomechanik des Fusses durch die Arthrose und die Versteifung des Gelenks.
Darüber hinaus leiden Patienten möglicherweise unter fortbestehenden Schmerzen. Die Fusion des Mittelfussgelenks hilft nicht gegen Schmerzen, welche ihren Ursprung in einem anderen Bereich des Fusses, wie beispielsweise Sehnen, Bänder oder anderen Gelenken haben.