Zusammenfassung
Eine Lisfranc (Mittelfuss) Verletzung ist eine ernst zu nehmende Verletzung, welche häufig mit einer langen Erholungszeit einhergeht. Brüche der Mittelfussknochen und/oder Risse der Mittelfussbänder (Abb. 1) führen zu Schmerzen, Schwellungen, und der Fuss kann meistens nicht mehr belastet werden. Während des normalen Gehen und Stehens werden die Bänder des Mittelfusses mit dem 2-3 fachen Körpergewicht belastet. Diese Bänder und Knochen müssen heilen bevor der Patient wieder normal gehen kann, was mehrere Monate dauern kann. Eine stabile Lisfranc Verletzung (Mittelfuss Verdrehung) tritt auf, wenn Bänder des Mittelfusses zerreissen, die Mittelfuss Knochen und Gelenke aber intakt und unverschoben bleiben. Stabile Lisfranc Verletzungen werden durch Ruhigstellen und Immobilisieren des Fusses Behandelt, ebenfalls darf der Patient eine Zeit lang kein Gewicht auf den Fuss belasten. Eine dislozierte Lisfranc Verletzung geht einher mit einer signifikanten Verletzung der Mittelfussbänder (Ausrenkung der Mittelfussgelenke) und wird üblicherweise chirurgisch behandelt, um die Gelenke zu repositionieren und zu stabilisieren, gefolgt von einer längeren Immobilisationszeit.
Klinische Präsentation
Patienten, welche eine Mittelfussverletzung erleiden, verletzen dabei häufig das Lisfranc Gelenk [tarsometatarsal Gelenk] (Abb. 1A). Lisfranc Verletzungen treten auf, wenn der Mittelfuss extrem belastet wird, was zu einer partiellen oder kompletten Riss der starken Mittelfussbänder führt (Abb. 1B). Dies kann über verschiedene Verletzungsmechanismen geschehen, dazu gehören:
- Eine Drehverletzung, welche häufig beim Sport vorkommt (z.B. Fussball), oder wenn der Patient ausrutscht und den Fuss verdreht, während dieser belastet ist.
- Den Fuss sehr stark auf das Bremspedal drücken, zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall.
- Belastung durch die Ferse, was zu einer erhöhten Krafteinwirkung auf den Mittelfuss führt.
- Die Verletzung wurde erstmals von Lisfranc beschrieben (einem Feldchirurgen während der Zeit Napoleons), welcher bemerkte, dass Reiter, welche erschossen wurden, ab dem Ross stürzten und dabei mit dem Fuss im Steigbügel hängen blieben, häufig dieses Gelenk verletzten.
Patienten mit einer Lisfranc Verletzung haben normalerweise eine starke Schwellung und Schmerzen im Mittelfuss. Sie können den betroffenen Fuss nur mit Schwierigkeiten oder gar nicht belasten. Dabei gibt es ein weites Verletzungsspektrum, welches von einem partiellen Riss der Mittelfussbänder mit stabiler Knochenkonfiguration, bis zu einem kompletten Riss der Bänder mit gebrochenen und dislozierten Knochen reicht.
Untersuchung
Klinische Untersuchung
Bei der klinischen Untersuchung stellt man Schmerzen im Mittelfuss fest (Abb. 2). Häufig kommt es zu einer starken Schwellung des Fusses. Patienten mit einer Lisfranc Verletzung werden kein Gewicht tragen können. Druck auf die Mittelfussknochen wird für den Patienten äusserst unangenehm sein. Blutergüsse an der Sohle des Fusses sind häufig (Abb. 3).
Bildgebende Untersuchungen
Ein Röntgenbild wird angefertigt, um zu sehen ob die Verletzung disloziert ist. Ein CT-Bild des Fusses ist von Vorteil, um das Ausmass der Verletzung abzuschätzen und festzustellen, ob die Verletzung stabil ist. Um sicher zu sein ob die Verletzung stabil ist oder nicht, kann es nötig sein ein belastetes Fuss-Röntgenbild zu machen. Es kann für den Patienten unangenehm sein, den Fuss für das Röntgen zu belasten. Der Fuss muss aber nur 4-5 Sekunden belastet werden, während dem das Röntgenbild gemacht wird.
Einteilungen
Grundsätzlich werden Lisfranc Verletzungen eingeteilt in nicht-dislozierte [stabile] und dislozierte [unstabile] Verletzungen. Charakteristisch für unstabile Lisfranc Verletzungen sind starke Zerreissungen der starken plantaren Bänder. Diese Bänder sind für die Aufrechterhaltung des Fussgewölbes wichtig. Das bedeutet, dass dies eine noch schwerere Verletzung darstellt als ein Knochenbruch, da es sehr lange dauert bis diese Bänder verheilt sind.
Behandlung
Stabile Lisfranc Verletzungen werden konservativ behandelt. Dies beinhaltet eine relative Immobilisation des Fusses mittels einer Bandage oder Wanderschuhen. Patienten brauchen in der Regel mindestens 6 Wochen Zeit, in der Sie den Fuss nicht oder nur minimal über die Ferse belasten. Bei einer stabilen Lisfranc Verletzung sind einige oder die meisten der Mittelfussbänder noch intakt, deshalb können Patienten nachdem die verletzten Bänder etwas verheilt sind, die Aktivität des Fusses langsam steigern. Trotzdem ist es erstaunlich, wie lange die Heilung, selbst bei einer stabilen Lisfranc Verletzung, dauert!! Patienten bleiben häufig 8-12 Wochen (oder länger) nach ihrer Verletzung symptomatisch, und leiden an Schwellungen und Schmerzen. Bei einer nicht-dislozierten Verletzung denkt man häufig an eine „Fuss Verstauchung“. Die Heilung dauert aber, im Vergleich zur Knöchel Verstauchung, deutlich länger.
Dislozierte (Unstabile) Lisfranc Verletzugnen werden üblicherweise operativ behandelt – es gibt aber auch einige Chirurgen, welche versuchen eine minimal-dislozierte Lisfranc Verletzung konservativ zu behandeln. Bei der Operation wird der Gelenkspalt verschmälert und das Gelenk mit Schrauben und teilweise mit Platten stabilisiert (Abb. 4). Dies ermöglicht es, die Knochen und Bänder zu stabilisieren, und idealerweise können die Bänder heilen ohne wiederholt gedehnt zu werden.
Rehabilitation nach der Operation
Die post-operative Rehabilitation wird bestimmt durch die genaue Art der Verletzung und der Einschätzung des Chirurgen. Ein typischer Ablauf nach einer schweren Lisfranc Verletzung beinhaltet:
- 6-8 Wochen keine Belastung des Fusses.
- Nach 6-8 können die Patienten des Fuss belasten und soweit mobilisieren wie es ein Wanderschuh erlaubt.
- Nach ca. 10-14 Wochen können die Patienten auf einen Schuh mit steifer Sohle wechseln.
Eine dislozierte Lisfranc Verletzung dauert mehrere Monate bis sie geheilt ist. Etwa 80% der Heilung findet in den ersten 6 Monaten statt, es kann aber bis zu einem Jahr dauern, bis die Verletzung komplett verheilt ist.
Einige Patienten mit schweren Lisfranc Verletzungen, einschliesslich jene mit signifikantem Schaden der Gelenksknorpel, profitieren von einer primären Versteifung dieser Gelenke. Auch wenn das Lisfranc-Gelenk zu einem späteren Zeitpunkt einbricht, wird eine Lisfranc-Arthrodese (Mittelfussversteifung) durchgeführt.
Editiert von Arno Frigg, MD am 30. Dezember 2012