Zusammenfassung

Akute Zehenverletzungen einschliesslich Frakturen (=Brüche) sind häufig. Diese Verletzungen treten typischerweise auf, wenn ein schwerer Gegenstand (z.B. ein Gewicht) auf den Fuss fällt oder die Zehen gegen einen festen Gegenstand  (z.B. ein Bettrahmen) getreten werden. Zehenbrüche können zu erheblichen Schmerzen und Schwellungen führen. Die Patienten hinken oftmals stark, oder sie können den Fuss nicht belasten. Neben Brüchen können auch Weichteilverletzungen, wie beispielsweise eine Verletzungen der Bänder und Sehnen um die kleinen Zehengelenke auftreten. In jedem dieser Szenarien, wie auch bei einem Bruch, nimmt der Blutfluss zur betroffenen Stelle deutlich zu. Dies führt zu Schwellungen und Schmerzen und kann das Gehen und Tragen von Schuhen erschweren.

Klinische Präsentation

Normalerweise weisen Patienten mit Zehenverletzungen eine schmerzempfindliche Stelle am Ort der Verletzung auf. Diese ist oft mit Prellungen, Schwellungen und manchmal brennenden Schmerzen assoziiert. Diese Beschwerden können bei der Diagnosestellung helfen. Darüber muss der Arzt die Durchblutung und die mit den Zehen verbundenen Sinneswahrnehmungen beurteilen, da diese bei einer akuten Verletzung beeinträchtigt sein können. Es ist wichtig zu bestimmen, ob auch in anderen Teilen des Fusses Verletzungen (und Symptome) vorhanden sind. Des Weiteren ist es unerlässlich zu überprüfen, ob der Bruch mit einer offenen Wunde einhergeht. Eine isolierte Zehenverletzung beeinträchtigt in der Regel die Stabilität des Fusses nicht. Brüche oder Verletzungen weiter oben am Fuss können den Patienten jedoch daran hindern, den Fuss zu belasten, bzw. bei Belastung weitere Schäden verursachen. Letztlich ist es wichtig, die Position und Ausrichtung der Zehen zu beurteilen. Die Zehen sollten im Vergleich zum denjenigen am anderen Fuss und den benachbarten Zehen eine normale Länge haben. Zusätzlich sollte es zu keiner abnormalen Rotation oder schrägen Verformung der Zehen kommen. Jede offensichtliche Verformung deutet darauf hin, dass ein Bruch oder eine Dislokation eines der Gelenke vorliegt. Bei einer Deformität sollte diese Verletzungen neu ausgerichtet werden, um eine korrekte Heilung zu ermöglichen.

Bildgebung

Eine Röntgenaufnahme kann angeordnet werden, um die Knochen auf Brüche sowie die Ausrichtung der Zehen und Verletzungen der kleinen Zehengelenke zu untersuchen. Allerdings ist die klinische Untersuchung im Hinblick auf die Wahl der richtigen Behandlung möglicherweise wichtiger als die Röntgenaufnahme.

Ein CT kann bei der Planung einer Operation nützlich sein, sofern eine chirurgische Intervention erforderlich ist bzw. falls mehrere Knochenfragmente vorhanden sind

Behandlung

Nicht-operative Behandlung

Die überwiegende Mehrheit der Zehenverletzungen, einschliesslich Brüchen, können nicht-operativ behandelt werden. Befindet sich der Zeh in einer akzeptablen Position, besteht die Erstbehandlung aus:

  • Ruhe
  • Hochlagerung (zur Verminderung der Schwellung)
  • Schmerzmittel (nach Bedarf)
  • Kühlung (um die Durchblutung zu verringern)

Sobald sich der Patient wohler fühlt, kann er mit der Mobilisation beginnen. Ein steifer Schuh eliminiert oder minimiert die Bewegung der Zehen und verringert somit die Beschwerden, wenn der Patient wieder zu Laufen beginnt. Während der Erholungsphase kann es hilfreich sein, den Fuss so hoch wie möglich zu lagern. Wenn sich der Fuss in einer tieferliegen Position befindet, neigt er dazu, durch den erhöhten Blutfluss im Zehenbereich eine Schwellung zu entwickeln. Dies kann zu vermehrt Schmerzen und möglichen Hautproblemen führen.

Eine gängige Methode zur Behandlung einer isolierten Zehenfraktur ist das „Buddy-Taping“. Die Zehe wird mit der benachbarten Zehe ausgerichtet. Weiche Abstandhalter werden zwischen der verletzten Zehe und der benachbarten Zehe platziert und anschliessend schonend zusammen gewickelt. Der unverletzte Zeh dient als Schiene für die verletzte Zehe.

Ein typischer Zehenbruch benötigt ungefähr 6 Wochen, um zu heilen. Eine Restschwellungen und Funktionsstörungen können jedoch noch länger vorhanden sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach einer schweren Zehenverletzung auch 3-4 Monate nach der Verletzung noch Restbeschwerden vorhanden sind.

Operative Behandlung

Die Operation und/oder Reposition der Zehe unter Anästhesie zur Korrektur der Ausrichtung ist für Patienten vorbehalten, welche eine signifikante Deformität aufweisen. Liegt eine ausgeprägte Deformität vor, wird sich diese nicht mehr von selbst korrigieren. Tatsächlich kann die Zehe, wenn die Ausrichtung nicht korrigiert wird, in der abnormal ausgerichteten Position verheilen, was zu stärkeren Beschwerden, Arthrose und sogar zu einer Beeinträchtigung der benachbarten Zehen führen kann. In diesen Fällen können die Patienten von einer Reposition und sogar von einer Fixierung des Bruches profitieren. Zur Frakturfixation wird oft ein langer Draht verwendet, der als „K-Draht“ bezeichnet wird. Die Patienten erhalten eine Lokalanästhesie oder Narkose, der Zeh wird in eine günstigere Position gebracht und die Fehlstellung reduziert. Der Bruch wird dann entweder mit einem „K-Draht“ oder manchmal nur mit einem „Buddy-Taping“ stabilisiert. In seltenen Fällen können kleine Platten am Knochen angebracht werden, um die Ausrichtung während der Heilung zu stabilisieren. Typischerweise wird diese Technik der Fixation nur bei verschobenen Brüchen der Grosszehe angewendet.