Zusammenfassung

Beim „Turf-Toe“ handelt es sich um eine Verletzung des Grosszehen-Grundgelenks. Sie tritt auf, wenn die Grosszehe nach oben gedrückt wird, beispielsweise wenn ein Athlet auf einem Kunstrasen hart aufschlägt. Mit zu viel Aufwärtskraft auf die Grosszehe wird das Weichteilgewebe (Kapsel), das die Basis des Grosszehengelenks auskleidet, verletzt oder in einigen Fällen vollständig zerrissen. Dies führt zu Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Zehe. Die Behandlung von Teilrissen der Kapsel beinhaltet Ruhe, Kühlen, Vermeidung von belastenden Aktivitäten, Tapen oder Schuhe, welche den Bewegungsgrad einzuschränken. Die Heilung kann oft bis zu 2-8 Wochen oder mehr dauern. Eine vollständig durchtrennte Kapsel erfordern eine operative Intervention und eine längere Erholungszeit von 4-6 Monaten.

Klinische Präsentation

„Turf-Toe“ Verletzungen führen zu Schmerzen an der Basis der Grossen Zehe. Sie tritt in der Regel nach einer akuten Verletzung auf. Des Weiteren führen wiederholte forcierte Aufwärtsbewegungen der Grosszehe auch zu einer Verletzung des Gewebes (Kapsel), welches das Grosszehengelenk stabilisiert. Ein „Kunstrasen-Zeh“ ist eine häufige Verletzung in Kontaktsportarten wie Fussball und Rugby. Es kann auch bei Hochleistungssportarten wie Gymnastik und Tanz auftreten. In der Regel wechselt ein Athlet auf dem Spielfeld abrupt die Richtung. Die Grosszehe wird nach oben gedrückt, während der Rest des Fusses über die fixierte Zehe rollt. Durch entsprechende Kräfte werden die Weichteile (Kapsel) auf der Unterseite der Grosszehe teilweise oder vollständig zerrissen. Die Patienten klagen über Schmerzen im Bereich der Grosszehe, Schwellungen und die Unfähigkeit zu laufen.

Körperliche Untersuchung

Die Patienten haben Schmerzen im Bereich der grossen Zehe, insbesondere an der Basis der plantaren Seite (Fusssohle). Der Grosszehe ist oft deutlich geschwollen und eine Bewegung der Zehe nach oben verursacht häufig Schmerzen. Wenn die Kapsel deutlich eingerissen ist, ist das Grosszehengelenk u.U. instabil. Ein ausgeprägtes Hinken kann beobachtet werden, da die Patienten versuchen, die verletzte Stelle nicht zu belasten.

Bildgebung

Eine Nativ-Röntgenaufnahme sollte durchgeführt werden, um andere Verletzungen wie beispielsweise Frakturen der Sesambeine und andere Frakturen im Bereich der grossen Zehe auszuschliessen. Allerdings sind die Röntgenbilder bei „Turf-Toe“ Verletzungen in der Regel unauffällig. Eine Röntgenaufnahme unter Belastung oder eine Fluoroskopie kann eine übermässige Bewegung (Instabilität) des Grosszehengelenks zeigen. Eine MRT kann eine Weichteilverletzung (Kapselverletzung) darstellen.

Klassifizierung von Turf-Toe Verletzungen

Ein Klassifizierungssystem wurde 2007 von Clanton et al. vorgestellt.

  • Grad 1: Schwächung des plantaren Weichgewebes (Kapsel) der Grosszehe.
  • Grad 2: Teilriss des plantaren Weichgewebes der Grosszehe.
  • Grad 3: Kompletter Riss des plantaren Weichgewebes mit Instabilität des Grosszehengelenks.

Behandlung

Nicht-operative Behandlung

Die nicht-operative Behandlung ist in der Regel bei „Turf-Toe“ Verletzungen der Klassen 1 und 2 wirksam (Teilrisse). Im Prinzip wird die Bewegung der grossen Zehen eingeschränkt und die Schmerzen behandelt. Zu den gängigen, nicht-operativen Behandlungen gehören:

  • Kühlen und Elevation: Akute Verletzungen profitieren von einer Kühlung und Elevation, um die Schwellung zu verringern und eine Heilung zu ermöglichen.
  • Ruhe und Aktivitätsmodifikation: Die Patienten müssen zunächst auf alle Aktivitäten verzichten und bei akuten schweren „Turf-Toe“ Verletzungen werden oft Krücken benötigt.
  • Begrenzung der Bewegung der grossen Zehe: Ein „Cast-Boot“ („CAM-Walker“) oder ein Schuh mit einer starren Sohle kann verwendet werden, um die Bewegung der grossen Zeh einzuschränken und das verletzte Gewebe zu schützen. Das Ausmass der Verletzung und das Stadium der Genesung bestimmen in der Regel, welche dieser Optionen gewählt wird. Wenn der Patient beginnt wieder Sport zu betreiben, profitiert er oft von der Fixierung der grossen Zehe und der Verwendung einer Schiene/Versteifung über dem Grosszehen-Grundgelenk. Beide Behandlungsoptionen sind darauf ausgelegt, die Bewegung der Grosszehe zu begrenzen und dadurch zu schützen.
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR): NSAR können sich förderlich auf die Linderung der Schmerzen auswirken. Es muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viele NSAR eingenommen werden. Dies schlägt nicht nur auf den Magen, sondern es existieren auch einige Hinweise darauf, dass NSAR sich negativ auf die Heilung des Weichgewebes auswirken können.

Operative Behandlung

Bei „Turf-Toe“ -Verletzungen, bei denen das plantare Weichgewebe der Grosszehe gänzlich zerrissen ist, kann eine chirurgische Korrektur erforderlich sein. Des Weiteren können „Turf-Toe“ Verletzungen, die nicht adäquat verheilen, auch von einer Operation profitieren.

Die operative Behandlung beinhaltet:

  • Entfernen von Fremdkörpern (Knorpelfragmente, etc.), die sich im Grosszehengelenk befinden können.
  • Wiederherstellung des gerissenen Weichgewebes (Plantare Platte oder Plantarkapsel) an der Basis der Grosszehe.

Die Heilung kann länger dauern und beinhaltet oft:

  • Dass die betroffene Stelle über einen Zeitraum 6-8 Wochen nicht bzw. nur teilbelastet wird, damit die Reparatur des Weichgewebes verheilen kann, gefolgt von:
  • 6-8 Wochen kontrollierte Rehabilitation bei gleichzeitigem Schutz der Korrektur in einer Orthese oder in einem Schuh mit steifer Sole, gefolgt von:
  • 6-8 Wochen kontrollierter sport-spezifischer Trainingseinheiten.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Schwellung viele Monate andauern kann und dass auch nach einer scheinbar erfolgreichen Operation einige Restsymptome verbleiben. Bedauerlicherweise kann eine starke „Turf-Toe“ -Verletzung für einige Patienten das Ende der sportlichen Karriere bedeuten.

Mögliche Komplikationen

Folgenden allgemeinen Komplikationen können auftreten:

  • Infektion
  • Wundheilungsstörungen
  • Blutgerinnung (TVT oder Lungenembolie)
  • Neuritis
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom
  • Persistenz einiger Beschwerden aufgrund der zugrunde liegenden Verletzung der Gelenke

Mögliche spezifische Komplikationen sind:

  • Versagen der Reparatur der Gelenkskapsel
  • Neuritis durch Verletzung des Nervus plantaris medialis