Indikationen

Der Transfer der flexor hallucis longus Sehne (FHL) kann bei der Wiederherstellung der Stabilität und Funktion der Sehnen an der Außenseite des Knöchels (peroneus Sehne) hilfreich sein. Die peroneus brevis Sehne kann verletzt oder gereizt werden, was zu Schmerzen oder Instabilität des Knöchels führt. Der flexor hallucis longus liegt neben der peroneus Muskulatur hinter dem Knöchel und ist daher die ideale Sehne zur Wiederherstellung der Eversion.

Die peroneus brevis und peroneus longus Sehnen verlaufen hinter dem Knochen an der Außenseite des Knöchels (malleolus lateralis) (Abbildung 1).  Zusammen mit dem M. tibialis posterior und der Sehnen, die hinter der Innenseite des Sprungbeins verlaufen, kontrollieren die beiden peroneus Sehnen die Bewegung des Fusses zur Seite. Der M. tibialis posterior ermöglicht es dem Fuss, sich nach innen zu drehen (den Fuß zu invertieren). Die peroneus brevis Sehne setzt an der Basis des 5. Mittelfussknochens an und hilft, den Fuß nach außen zu drehen (evertiert den Fuss). Als wichtigster Widerstand gegen Eversionen des Fußes ist der peroneus brevis für die Abwehr von Inversionsverletzungen (z.B. Knöchelverstauchung) verantwortlich.

Abbildung 1: peroneus brevis und peroneus longus Sehnen

Obgleich ungewöhnlich kann der peroneus longus und der peroneus brevis irreparabel beschädigt werden, oder es kann zu einer Verletzung des Nervs kommen, der die beiden Muskeln innerviert. In diesen Situationen können Eversion und Stabilität des Sprunggelenks wiederhergestellt werden, indem der Beuger hallucis longus auf den peroneus brevis übertragen wird.

Ablauf

Die FHL-Sehne wird über eine Inzision am Fussrücken freigelegt. Unter dem Fussgewölbe liegt die FHL neben der Sehne, die die Zehen 2 bis 5 beugt, dem flexor digitorum longus (FDL). Hier kann der FHL getrennt und der mit der Grosszehe verbundene Teil an der Beugesehne der kleinen Zehen (flexor digitorum longus) mühelos wieder angebracht werden, was zur Stabilisierung der grossen Zehe führt. Ein zweiter Schnitt wird durchgeführt, bei dem die peroneus Sehnen freigelegt werden. Durch diesen Schnitt wird der FHL-Muskel identifiziert und über diesen Schnitt herausgezogen. Die FHL-Sehne kann dann

Genesung

Damit dieser Eingriff gelingt, muss die FHL-Sehne vollständig in ihre neu transferierte Position verheilen. Dies dauert in der Regel mindestens 6-12 Wochen, und während dieser Zeit ist eine Immobilisation (in einem Gips oder einer Orthese) und eine begrenzte oder keine Belastung erforderlich. Danach muss mit Physiotherapie begonnen werden. Die Therapie konzentriert sich auf die Stärkung und Koordinierung der FHL-Sehne sowie auf die Verbesserung des Gleichgewichts und der Kraft der grossen Zehen. Während der FHL-Transfer möglicherweise nicht ganz mit der Festigkeit der unverletzten peroneus brevis Sehne mithalten kann, kann der Transfer dennoch die nötige Kraft bieten, um den Fuss und das Sprunggelenk zu stabilisieren und die Schmerzen zu lindern.

Mögliche Komplikationen

Spezifische Komplikationen im Zusammenhang mit der Übertragung des flexor hallucis longus auf den peroneus brevis können sein:

  • Schwächung der Grosszehe: Dieses Verfahren kann zu einer Schwäche der Großzehenflexion führen. Dies ist jedoch in der Regel kein klinisch bedeutsames Problem, da der flexor hallucis brevis, ein Muskel im Fuss, der auch die Grosszehe beugt, leicht kompensiert.
  • Nicht vollständige Wiederherstellung der Funktion der peroneus Muskulatur: Es ist unrealistisch zu erwarten, dass die volle Kraft in der Eversion wiedererlangt wird, aber das Verfahren kann in der Regel das Sprunggelenk und den Fuss ausreichend stabilisieren.
  • Nervenverletzungen: Der Nervus tibialis verläuft entlang der Rückseite des Fusses. Dieser Nerv innerviert die Fusssohle und einige Muskeln. In seltenen Fällen kann es zu Verletzungen mit daraus resultierenden Schmerzen und/oder Funktionsverlust dieses Nervs kommen.