Indikation

Bei der perkutanen Achillessehnenverlängerung handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Achillessehne verlängert wird. Diese ist notwendig, falls das Sprunggelenk eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit nach oben aufweist. Dabei können die Patienten leicht auf den Zehen, nicht aber auf den Fersen gehen. Ein verkürzter oder verkrampfter Wadenmuskel wird als Equinuskontraktur bezeichnet und die operative Verlängerung verbessert das Bewegungsausmass des Sprunggelenks nach oben (Dorsalflexion). Eine perkutane Achillessehnenverlängerung muss u.U. bei Kindern mit einer Equinuskontraktur (Unfähigkeit, den Fuss vollständig nach oben zu bewegen) durchgeführt werden. Ursächlich für diese Kontraktur kann eine Klumpfussdeformität sein. Zusätzlich können auch Erwachsene die eine Equinuskontraktur aufgrund einer Plattfussdeformität, eines Schlaganfalls oder eines Diabetes entwickelt haben, von diesem Eingriff profitieren.

Verfahren

Eine perkutane Achillessehnenverlängerung wird teilweise im Rahmen einer anderen Operation durchgeführt. Der Eingriff benötigt nicht viel Zeit und erfolgt durch mehrere kleine Schnitte an der Achillessehne im hinteren Bereich des Unterschenkels. Typischerweise wird die Dreischnitt-Technik verwendet. Bei diesem Verfahren wird die Sehne zuerst identifiziert und mit einem ersten kleinen Schnitt (oft „Stichinzision“ genannt) teilweise durchtrennt. Der erste Schnitt erfolgt in der Nähe der Stelle, an welcher die Sehne an den Fersenknochen (calcaneus) ansetzt. Dabei durchtrennt das Skalpell die Haut und die Hälfte der Sehne – meist die innere (mediale) Hälfte. Der zweite Schnitt wird dann 1-2 cm weiter oben am Bein durchgeführt. Hier wird nun die entgegengesetzte Hälfte der Achilles durchtrennt -normalerweise die äussere (laterale) Hälfte. Ein dritter Schnitt wird dann noch weiter oben am Bein durchgeführt, normalerweise 1-2cm vom zweiten Schnitt entfernt. Dieser dritte Schnitt löst die innere Hälfte der Sehne. Nachdem an jeder dieser drei Stellen die Hälfte der Sehne durchtrennt wurde, wird sanft Druck auf den Fuss ausgeübt. Dadurch gleiten die Fasern der Schnittflächen der Sehne übereinander und die Achillessehne wird verlängert. In dieser Haltung werden die Wunden zugenäht und das Sprunggelenk wird in neutraler Position (rechtwinklig) fixiert.

Heilung

Die angeschnittene Achillessehne muss heilen. Bei Erwachsenen muss der Fuss in der Regel über einen Zeitraum von sechs Wochen relativ ruhiggestellt werden. Oftmals wird dafür ein Gips, Unterschenkel-Orthese oder eine Schiene verwendet. Eine Teilbelastung ist oft schon früh möglich. Über einen Zeitraum von weiteren sechs Wochen kann das Aktivitätsniveau allmählich gesteigert werden. Die Genesung wird u.U. stärker durch andere Verfahren bestimmt, welche oftmals gleichzeitig zur Achillessehnenverlängerung durchgeführt werden.

Die Patienten können während einigen Tagen nach der Operation Schmerzen oder Krämpfe im Bereich der Wadenmuskulatur spüren. Die Wunden können zu Beginn empfindlich auf Berührung reagieren, jedoch verheilen diese in der Regel relativ schnell.

Mögliche Komplikationen

Allgemeine Komplikationen

Wie bei anderen operativen Eingriffen können bei einer perkutanen Achillesverlängerung allgemeine Komplikationen auftreten. Bei Kindern treten Komplikationen in der Regel deutlich seltener auf, können aber dennoch vorkommen. Glücklicherweise treten diese Komplikationen aufgrund der kleinen Inzisionen relativ selten auf. Mögliche Komplikationen sind:

  • Infektion
  • Wundheilungsstörungen
  • Tiefe Venenthrombose (TVT)
  • Lungenembolie (LE)

Spezifische Komplikationen

Spezifische Komplikationen sind:

  • Ruptur der Achillessehne: Bei einer perkutanen Achillessehnenverlängerung ist es durchaus möglich, dass die Sehne während der Operation zu stark verlängert wird oder reisst. Dies erfordert u.U. eine offene chirurgische Beurteilung der Achillessehne bzw. ein längeres Tragen der Schiene oder des Gipses. Zusätzlich müssen in diesem Fall physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden, um die Heilung der Sehne in der gewünschten Länge zu fördern.
  • Verletzung des Nervus suralis: Dieser Nerv verläuft auf der Aussenseite des Unterschenkels und kann durch einen der Schnitte versehentlich verletzt werden. Wenn dieser Nerv durchtrennt oder verletzt wird, kann es zu Taubheit an der Aussenseite des Fusses und/oder zu brennenden Schmerzen an der Stelle der Verletzung kommen.
  • Postoperative Schwellung: Bei der Operation wird die Wadenmuskeln geschwächt. Der Muskel „pumpt“ normalerweise Flüssigkeit das Bein hoch und durch die Schwächung kann eine Schwellung auftreten. Diese kann kurzzeitig sein oder aber auch über mehrere Monate andauern.
  • Schwächung der Wadenmuskulatur: Die verlängerte Sehne kann zu einer Funktionsstörung der Wadenmuskulatur führen. Darüber hinaus berichten Patienten teilweise von einem unangenehmen Gefühl bzw. einem Gefühl der Schwäche in bestimmten Situationen. Typische Situationen sind Treppensteigen, benutzen einer Leitern, Springen, Sprinten oder Zehenspitzenstand.