(ORIF bedeutet „offene Reposition, interne Fixation“ – chirurgisches Eröffnen des verletzten Bereichs, repositionieren der Knochen und Gelenke in die richtige Position und das Einbringen von Schrauben und Platten, um die Knochen in der richtigen Position zu fixieren)
Indikation
Die Lisfranc-Gelenke befinden sich im Mittelfuss. Die Hauptindikation für eine ORIF der Lisfranc Gelenke ist eine verschobene und instabile Lisfranc-Fraktur (= Bruch) bzw. eine Luxation. Das Ziel dieser Behandlung ist es die Knochen und Gelenke im Mittelfuss zu repositionieren. Dies ermöglicht eine Heilung der dazugehörigen zerrissenen Ligamente (starkes Gewebe, welches die Knochen zusammenhalten und den Fussbogen stützen).
Sobald die betroffenen tarso-metatarsalenGelenke identifiziert sind, wird eine Präparation bis zu den Gelenken durchgeführt um die Trümmerstücke zu entfernen. Die zerrissenen Gelenke werden wieder in die Position gebracht, in der sie sich vor der Verletzung befanden. Danach werden sie mit starken Schrauben fixiert. Ist die Fragmentierung jedoch zu gross, muss u.U. eine Platte eingesetzt werden (Abbildung 2). Eine Ausnahme bildet eine Verletzung des vierten und fünften tarso-metatarsalenl Gelenkes; in diesem Fall werden die Knochen provisorisch mit Drähten fixiert. Die Drähte werden dann nach ca. sechs Wochen entfernt, so dass die Beweglichkeit dieser Gelenke erhalten wird.
Heilung
Die Heilung nach einer operativen Fixierung einer Lisfranc Fraktur, Subluxation oder Dislokation kann je nach Schweregrad der ursprünglichen Verletzung und der Stabilität der Fixation variieren. Normalerweise beinhaltet die Heilung folgendes:
0-6 (oder 8) Wochen post-operativ
Der Patient darf den Fuss nicht belasten um den Knochen und den zerrissenen Bändern eine ausreichende Heilung zu ermöglichen. Die Bänder benötigen in der Regel mehr Zeit als die Knochen, um zu verheilen.
6 (oder 8) – 10 (oder 14) Wochen post-operativ
Der Patient kann damit beginnen, den Fuss allmählich zu belasten. Dabei wird der Fuss durch eine Unterschenkel-Orthese geschützt. Dieser Stiefel (gekennzeichnet durch eine steife Sohle und eine Abrollrampe) hilft dabei, die Kräfte von der Mitte des Fusses weg und das Bein hinauf zu verteilen.
10 (oder 14)+ post-operativ
Nach 10-14 Wochen kann der Patient einen Schuh mit steifer Sohle tragen.
Eine dislozierte Verletzung benötigt u.U. mehrere Monate für die Heilung.
Im Normalfall findet ca. 70% der Heilung in den ersten 6 Monaten statt, aber nach einer starken Lisfranc-Faktur kann die vollständige Genesung oft ein Jahr oder länger in Anspruch nehmen.
Komplikationen
Allgemeine Komplikationen
- Asymmetrischer Gang (führt zu Schmerzen an anderen Stellen)
- Tiefe Venenthrombose (Blutgerinnsel)
- Residualbeschwerden
- Lungenembolie (LE)
- Wundheilungsprobleme
Spezifische Komplikationen
- Nervenverletzungen: Eine Verletzung der Nerven zwischen dem ersten und zweiten Mittelfussknochen (Nervus peroneus profundus) und auf der Oberseite des ersten Mittelfussknochens (medialer Ast des Nervus peronaeus superficialis) kann durch die Inzisionen entstehen. Nervenverletzungen können durch ein Zurückziehen, direkte Verletzungen oder durch Narbenbildung während des Heilungsprozesses entstehen. Falls Nerven verletzt oder durchgetrennt werden, kann es zu einem Taubheitsgefühl oder Schmerzen entlang des Nervens kommen.
- Defektes Osteosynthesematerial: Obwohl die Gelenke zur Stabilisierung verschraubt werden, werden sie nicht fusioniert. Bewegungen werden durch den Prozess der Heilung gefördert und die verwendeten Schrauben können möglicherweise brechen. Obwohl die Schrauben u.U. entfernt werden müssen, sollte dies kritisch Beurteilt werden, da das Entfernen der Schrauben den Mittelfuss schwächt.
- Kollaps des Mittelfusses: Im Zusammenhang mit defektem Osteosynthesematerial und dem daraus resultierendem Entfernen der Schrauben, kann der geschwächte Mittelfuss auf Höhe der tarso-metatarsalen Gelenke kollabieren.
- Schmerzhaftes Osteosynthesematerial: Schmerzen können aufgrund der implantierten Schrauben entstehen. Das Risiko ist bei einer Lisfranc Verletzung viel höher, da das Osteosynthesematerial tendenziell stärker hervorsteht als bei anderen Teilen des Fusses.