(Knochensporn-Entfernung)

Indikationen

Bei einer Cheilektomie werden Knochensporne (Osteophyten) entfernt, die den oberen Teil des Grosszehengrundgelenks (1. MTP-Gelenk) betreffen. Solche Knochensporne entstehen aufgrund einer frühen Arthrose und können Schmerzen und eine Einschränkung der Bewegung zur Folge haben. Das Wort „Cheilektomie“ bedeutet „Abschneiden einer Knochenlippe“.

Dieses Verfahren wird bei Patienten mit schmerzhafter, eingeschränkter Bewegung der Grosszehe durchgeführt, bei denen die nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Ziel der Therapie ist es den Bewegungsgrad des Grosszehen-MTP-Gelenks zu vergrössern, die Irritation durch den Osteophyt zu verringern und eine frühe Arthrose auf der Oberseite des Gelenks zu behandeln. Dieses Verfahren ist nur bei Patienten mit einer Arthose im oberen Teil (dorsaler Aspekt) des Grosszehengrundgelenks wirksam. Ältere Patienten leiden häufiger an einer Arthrose, jedoch können auch jüngere Erwachsenen aufgrund von sportlichen Verletzungen oder anderen Erkrankungen betroffen sein. In allen Altersgruppen ist das Ziel der Cheilektomie, die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern. Patienten mit bestimmten Freizeitaktivitäten bzw. Berufen sind auf diese Beweglichkeit angewiesen. Daher ist es wichtig, dass der Patient dem Chirurgen alle Aktivitäten aufzählt, um eine realistische Erwartungen an dieses Verfahren zu besprechen. Die Cheilektomie ist bei einer ausgedehnten Arthrose, welche das gesamte Gelenk betrifft kontraindiziert. D.h. eine stark ausgeprägte Arthrose oder Hallux rigidus im End- und Spätstadium.

Verfahren

Bei einer Cheilektomie werden weder Metall- noch andere Implantate verwendet. Es handelt sich um ein Trimmen des Knochens im Bereich der Erhebung bzw. des Spornes (Abbildung 1). Der Eingriff erfolgt durch einen Schnitt, der über dem ersten MTP-Gelenk zu liegen kommt. Die Sehne, welche sich bis zur Grosszehe erstreckt, wird dabei geschützt. Der Knorpel des Gelenks wird untersucht. Typischerweise weist das obere Drittel des ersten MTP-Gelenks arthrotische Veränderungen auf. Der Knochensporn und der arthrotisch veränderte Bereich werden entfernt, um ein grösseres Bewegungsausmass und eine Linderung der Beschwerden zu ermöglichen. Der Schnitt ist in der Regel 5-7 cm lang und wird mit Nähten verschlossen. Nach der Operation wird ein steriler Verband abgelegt, um den Bereich zu schützen. Der Eingriff wird in fast allen Fällen ambulant durchgeführt. Der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt ist das Vorhandensein von zusätzlichen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma. Bei einigen Patienten können starke Schmerzen auftreten. Diese sollten am besten noch vor der Heimreise behandelt werden.

Abbildung 1: Grosszehen-Cheilektomie (Knochensporntfernung) zur Behandlung eines leichten Hallux rigidus (Arthrose der Grosszehe)

Abbildung 1: Grosszehen-Cheilektomie (Knochensporntfernung) zur Behandlung eines leichten Hallux rigidus (Arthrose der Grosszehe)

Genesung

Die Patienten sind fast unmittelbar nach der Operation in der Lage, ihren Fuss zumindest teilweise zu belasten. Anweisungen bezüglich Verband und Wundversorgung sollten erteilt werden. Einige Patienten bevorzugen es, während den ersten Tagen nach der Operation Krücken oder einen Stock zu verwenden, um sich sicherer zu fühlen. Die meisten Patienten nehmen sich ein paar Tage von der Arbeit oder der Schule frei, um ihren Fuss hochlagern zu können und somit die Schwellung zu verringern. Die Nähte werden entfernt, sobald der Schnitt verheilt ist. Im Allgemeinen ist dies etwa 2 Wochen nach der Operation der Fall. Nach der Wundheilung sollte mit verschiedenen Bewegungsübungen und gelegentlich auch mit Physiotherapie begonnen werden. Ein sanftes Bewegen der grossen Zehe nach oben und unten, kann eine Versteifung verhindern. Normales Gehen fördert die Beweglichkeit, wenngleich einige Patienten unbewusst vorübergehend auf dem „äusseren Rand“ des Fusses laufen, um den Druck auf die Grosszehe zu verringern. Das beobachten des Bewegungsablaufes in einem Spiegels, kann das Selbstvertrauen stärken und eine normale Belastung der grossen Zehe fördern.

Die meisten Patienten können ihren gewohnten Lebensstil innerhalb weniger Wochen wieder aufnehmen, obwohl bestimmte hochintensive Aktivitäten nicht sofort möglich sind. Restschmerzen und Schwellungen können einige Aktivitäten einschränken und sogar bis zu drei Monate nach der Operation noch auftreten. Das Ausüben von intensiven Sportarten und anderen stark belastenden Aktivitäten, ist in der Regel innerhalb von sechs Monaten möglich. Die Genesung ist sehr individuell und hängt von einer Reihe von Einflussfaktoren ab, so dass diese Zeitangaben nur Schätzungen sind.

Während einer „Behinderung“ darf kein Autofahr-Versuch unternommen werden. Daher müssen die Schmerzen und die Steifigkeit behoben sein, bevor der Patient wieder am öffentlichen Verkehr teilnehmen darf. Dies dauert in der Regel 2-4 Wochen, kann jedoch bei manchen Patienten auch mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Das Tragen von Schuhen kann in der Erholungsphase aufgrund von Schwellungen im Bereich der Zehe und ggf. der Umgebung ein Problem darstellen. Die meisten Patienten berichten von einem Gefühl der Entlastung beim Tragen ihrer alten Schuhe, da der störende Sporn entfernt worden ist.

Die Arthrose-Beschwerden verschwinden in der Regel etwa einen Monat nach der Operation. Patienten können mit einer Besserung der Beschwerden für bis zu 10 Jahre rechnen. Die grössere Beweglichkeit des Gelenks variiert von Patient zu Patient, aber die meisten sind mit dem Resultat zufrieden, wobei die Beweglichkeit während bis zu einem ganzen Jahr nach der Operation noch zunehmen kann.

Mögliche Komplikationen

Fortschreiten der Arthrose: Es besteht ein reales Risiko eines Wiederauftretens oder Anhalten der Beschwerden nach einer Cheilektomie der grossen Zehe. Dies kann relativ rasch auftreten, falls der Gelenkverschleiss im grossen Zehengelenk grösser als erwartet ausfällt. Darüber hinaus korrigiert diese Operation nicht vollständig die zugrunde liegende biomechanische Belastung, welche für die arthrotische Veränderung ursächlich ist. Daher besteht im Laufe der Zeit die Gefahr, dass die Beschwerden an der Grosszehe erneut auftreten. Ist dies der Fall, muss u.U. ein definitiveres Verfahren in Anbetracht gezogen werden, wie beispielsweise eine Versteifung der grossen Zehe oder einen Ersatz des ersten MTP-Gelenkes.

Lokale Nervenreizung: Durch diesen Eingriff kann es zu einer Reizungen der Nerven, welche die grosse Zehe versorgen, kommen. Bei einigen Patienten entsteht durch die Operation eine zumindest teilweise taube Grosszehe. Die meisten Nervenprobleme verschwinden wieder nach etwa sechs Wochen.

Wundheilungsstörungen: Bei den meisten Patienten heilt die Wunde problemlos. Bei Patienten mit Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder entzündlicher Arthritis kann der Chirurg spezielle postoperative Anweisungen geben. Rauchen kann die Wundheilung beeinträchtigen, und alle Ratschläge zum Rauchverhalten sollten sorgfältig befolgt werden. Bei körperlich aktiven Patienten kann das frühzeitige Tragen von normalen Schuhen bzw. intensive sportliche Aktivität zu einer unerwünschten Irritation der Wunde führen. Dies auch nachdem die Wunde verheilt ist und die Nähte entfernt worden sind.

Infektion: Ein starker Anstieg der Schmerzen, begleitet von Rötung und Schmerzempfindlichkeit der Haut kann hinweisend für Infektion sein. In der Regel ist diese auf die Wundoberfläche beschränkt, lässt sich leicht erkennen und meist mit oralen Antibiotika behandeln. Bei Verdacht auf eine tiefer liegende Infektion kann eine intravenöse Gabe von Antibiotika notwendig sein. Falls eine Infektion vermutet wird (schmerzhafte Rötung der Wunde, evtl. in Verbindung mit austretender Wundflüssigkeit) sollte der Arzt aufgesucht werden. Patienten sollten auf eine ungewöhnliche Exposition in Verbindung mit Erde, Pilzen, Haustieren oder Reisen achten, wenn eine Infektion vermutet oder diagnostiziert wird.

Blutgerinnsel (TVT): Bei jeder Operation am Fuss besteht ein geringes Risiko einer Blutgerinnsel-Bildung. Da bei einer Cheilektomie eine frühe Mobilisation möglich ist, ist das Risiko eines Blutgerinnsels sehr gering. Wenn der Unterschenkel geschwollen und schmerzhaft ist, sollte dies genauer untersucht werden. Falls der Patient in der Vergangenheit ein Blutgerinnsel hatte oder andere Risikofaktoren vorhanden sind, sollte er dies dem Chirurgen mitteilen. Medikamente zum Verdünnen des Blutes können zum Zeitpunkt der Operation verabreicht werden und müssen eventuell für einige Wochen nach der Operation eingenommen werden.