Zusammenfassung
Paracetamol (syn. Acetaminophen) ist ein Analgetikum (Schmerzmittel) und ein Antipyretikum (Fiebersenker), welches unter vielen Handelsnamen (CH: Tylenol®, Panadol®, Dafalgan Dolo®) zugelassen ist. Es ist, im Gegensatz zu den NSAID, kein entzündungshemmendes Medikament. Die Vergleichsstudienlage zu den NSAID sind widersprüchlich und unschlüssig. Es hilft durch eine Schmerzlinderung, führt jedoch nicht zur Behandlung der ursprünglichen Erkrankung. Dennoch kann es dazu beitragen, Patienten in ihrer Funktionsfähigkeit durch Symptomlinderung zu unterstützen. Paracetamol lindert leichte bis mittelschwere Schmerzen oder Beschwerden, die bei akuten oder chronischen Erkrankungen auftreten. Es ist kein opioides Analgetikum und hat daher nicht dieselben Nebenwirkungen, die mit Opiaten in Verbindung gebracht werden (z.B. Schläfrigkeit, Bewusstseinsveränderung, Atemnot, Suchtpotenzial). Paracetamol kann mehrmals täglich eingenommen werden, um die Symptome zu kontrollieren. Weiter kann es sogar während der Schwangerschaft sicher in jedem Trimenon eingesetzt werden, da kein Risiko des frühzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus botalli (einer Struktur im Herzen von Föten) besteht, wie es bei den NSAID der Fall ist. Auch können Kinder mit Paracetamol behandelt werden.

Mögliche Nebenwirkungen/Komplikationen
Paracetamol ist kontraindiziert bei Patienten mit Leberschäden oder chronischen Erkrankungen wie Hepatitis. Dies rührt aufgrund des Metabolismus, welcher über die Leber stattfindet, her. Eine zu hohe Dosis kann bei schon bestehendem Leberschaden ein Leberkoma und folglich den Tod bedeuten. In den USA wie auch in Grossbritannien ist es statistisch die häufigste Ursache für akutes Leberversagen. Eine gesunde erwachsene Person, ohne jegliche Vorerkrankung der Leber, kann eine maximale Tagesdosis von 4 Gramm resp. 4000 mg zu sich nehmen (z.B. Dafalgan Dolo 500 mg® 4 mal 2 Tabletten täglich). In seltenen Fällen kann sogar ein Leberschaden durch Dosen unterhalb der täglich maximal zugelassenen Menge entstehen.

Ein zusätzliches Risiko stellt der Alkoholkonsum dar, da Alkohol über die Leber metabolisiert wird und gleichzeitig eine Leberzellschädigung verursacht. Daher sollte die Dosis in solchen Fällen nicht mehr als 2000 mg betragen. Allgemein sollte auch auf ein Alkoholkonsum bei der Einnahme von Paracetamol verzichtet werden. Weiter gibt es Studien, die Hinweise auf ein erhöhtes gastrointestinales Blutungsrisiko (speziell Magenulkus) bei höheren Dosen (> 2000 mg pro Tag) von Paracetamol zeigen. Im Magen wie auch in der Leber ist nicht das Paracetamol selber für die toxische Wirkung verantwortlich, sondern ein spezifisches Abbauprodukt, das N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI).

Potenzielle Gefahr von Kombinationspräparaten
Paracetamol gilt innerhalb der maximalen Tagesdosis und unter Berücksichtigung des Gesundheitszustands der Leber als allgemein sicheres Medikament. Ein grosses Risiko birgt jedoch die verbreitete Anwendung von Paracetamol in Kombinationspräparaten mit z.B. schmerzlindernden Opiaten (USA: Vicodin®, Percocet®, CH: Zaldiar®, Co-Dafalgan®), oder auch in Fiebersenkern/Grippemedikamenten (USA: Excedrin®, CH: Neocitran®, Pretuval®). Patienten konsumieren diese Präparate oftmals, ohne zu wissen, dass diese Paracetamol enthalten. So kombinieren sie diese mit Paracetamol-Einzelpräparaten, wodurch sie die Tagesdosis übersteigen und die effektive Paracetamolmenge im Körper toxisch wirkt.

Paracetamol (u.a. in Kombinationspräparaten) ist gemäss Angaben einiger Quellen für 10% der Todesfällen in den USA verantwortlich. Ein gemeinsames Gremium des Beratungsausschusses für Arzneimittelsicherheit und Risikomanagement, des Beratungsausschusses für rezeptfreie Medikamente und des Beratungsausschusses für Anästhetika und lebenserhaltenden Medikamenten traf sich im Juni 2009 mit der FDA angesichts der damals jüngsten Forschungsergebnisse und gab entsprechende Guidelines heraus. Es empfahl eine Black-Box-Warnung für verschreibungspflichtige Medikamente, die Paracetamol kombinieren. Ein solcher Warnhinweis auf dem Beipackzettel soll entsprechend angebracht werden. Weiter empfahl das Gremium der FDA die Anpassung der maximalen Tagesdosis von 4000 mg auf 3000 mg und der maximalen Einzeldosis von 1000 mg auf 650 mg.

Allgemein wird in der Schweiz die Empfehlung von 3000 mg für Risikopatienten oder Patienten über 60 Jahren empfohlen. Zusätzlich besteht aufgrund neuster Studienlage die Empfehlung der Verschreibung oder Anwendung von Tabletten à jeweils 500 mg mit erhöhten Einnahmeintervallen von bis zu 6 mal 500 mg täglich, um eine Überdosis zu vermeiden.