Zusammenfassung
Nichtsteroidale Antirheumatika NSAR (non-steroidal anti-inflammatory drugs = NSAIDs) hemmen Entzündungsreaktionen im Körper. Diese sind allgemein gute Prozesse, führen jedoch zu Schmerzen in den betroffenen Bereichen. Meist erkennt man einen Anlaufschmerz morgens oder wenn man länger gesessen ist, wobei es sich um einen Entzündungsschmerz handelt. NSAR können kurzfristig für 6-8 Stunden Schmerzlinderung verschaffen, wobei sie jedoch nicht die ursprüngliche Ursache behandeln, sondern lediglich die Entzündungsreaktion (bei akutem Arthrose-Schub, Arthritis, Sehnenscheidenentzündungen, etc.) hemmen. Bei der Einnahme von NSAR kann es ebenfalls zu Nebenwirkungen kommen, die nicht zu unterschätzen sind. Vermehrte oder längere Einnahme erhöht das Risiko für das Auftreten von gastrointestinalen Blutungen (Magengeschwüren), das kardiovaskuläre Risiko, Nierenfunktionsstörungen oder auch eine erhöhte Blutungsneigung. Patienten mit entsprechenden Vorerkrankungen oder Risikofaktoren sollten diese nicht oder nur nach strenger ärztlicher Indikationsstellung einnehmen.

Hintergrundinformationen
NSAR sind entzündungshemmende Medikamente, die Prozesse im Körper hemmen. Schmerzauslösende Prozesse, die im Zusammenhang mit akuten oder chronischen Erkrankungen stehen, können so zeitweise gehemmt werden. Auch wenn die Entzündung grundsätzlich einen gutartigen Prozess darstellt, kann es bei chronischen Krankheiten wie z.B. der rheumatoiden Arthritis zu deren Voranschreiten und damit Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen. Diese Schmerzen können so chronifizieren. Meist sind diese Schmerzen v.a. zu Beginn als Anlaufschmerzen bekannt. Diese treten dann auf, wenn das Gelenk eine Zeit lang nicht bewegt wurde und dadurch steif wird und beginnt zu schmerzen. NSAR können kurzfristig Schmerzen lindern, in dem sie ein Enzym dieses Entzündungsprozesses, die Cyclooxygenase (COX-1 und COX-2) hemmt. Dadurch wird die Prostaglandinproduktion inhibiert, welches als Faktor für die Schmerzen verantwortlich ist. So wird jedoch lediglich die Schmerzentwicklung blockiert, aber nicht die eigentliche Ursache behandelt. Unter den einzelnen Wirkstoffen innerhalb der Gruppe der NSAR scheint es relativ wenig Unterschiede in der klinischen Wirksamkeit zu geben.

Anwendungsgebiete
Anwendung finden die NSAR bei Erkrankungen, bei welchen Entzündungsprozesse zentral sind, wie z.B. bei der rheumatoiden Arthritis. Weiter sind sie wirksam bei Entzündungen aufgrund akuter Verletzungen, wie Zerrungen oder Verstauchungen. Die Wirkung nach Einnahme hält für ca. sechs bis acht Stunden an. NSAR resp. ihre Abbauprodukte werden allgemein über die Niere ausgeschieden.

Nebenwirkungen
Nebenwirkungen, die durch NSAR ausgelöst werden, sind vielseitig und auch abhängig von Patienten. Ältere Patienten, Patienten mit Magengeschwüren oder Nierenerkrankungen in der Vorgeschichte müssen aufgrund ihrer Erkrankung/Vorgeschichte auf die Einnahme von NSAR verzichten. Bei Erkrankungen, die eine Knochenheilung voraussetzen, muss die Einnahme von NSAR vermieden oder eingeschränkt werden, da diese sich negativ auf die Knochenheilung auswirken können. Gleichzeitig erhöhen sie die Blutungsneigung. Spezifische Nebenwirkungen sind:

Magenverstimmung (Magen-Darm-Reizung)
Gastrointestinalblutungen können durch NSAR entstehen. Dabei befindet sich das Geschwür selbst im Zwölffingerdarm, direkt hinter dem Magen. NSAID blockieren nebst der, für die Entzündungsreaktion verantwortliche Cyclooxygenase 2 (COX-2) auch die Cyclooxygenase 1 (COX-1), die für die Schleimhautbildung essenziell ist. Ohne diese Schleimhaut kann die Magensäure die Innenwand der Hohlorgane angreifen und das Gewebe verätzen, was zu Blutungen führen kann. Diese Blutungen können plötzlich auftreten und fatal enden. Das Risiko besteht insbesondere bei älteren Menschen, da diese höhere Blutverluste nicht kompensieren können. Daher rührt die spezielle Vorsicht der Anwendung von NSAR in dieser Patientengruppe.

Kardiovaskuläres Risiko
Die Einnahme von NSAR und spezifischen COX-2-Antagonisten (Arzneimittel, die nur die COX-2 hemmen) zeigen gemäss aktuellem Stand der Studien ein erhöhtes Risiko des Erleidens von Herzinfarkten – wahrscheinlich um bis zu 80%. Patienten mit Herzinsuffizienz, Myokardinfarkten, oder anderen signifikanten Risikofaktoren in der Vorgeschichte sollten auf NSAR verzichten oder diese nur unter strenger, ärztlicher Indikationsstellung einnehmen.

Blutungsrisiko
Ebenfalls belegt ist das Risiko, Blutungen zu verstärken, in dem die Thrombozytenaggregation (Verkleben von Blutplättchen für die Thrombusbildung) gehemmt wird. Diese Blutungsneigung durch NSAR ist bei der Behandlung von akuten Verletzungen nicht ideal, da sie auch zu Schwellungen und Schmerzen führen kann. Patienten, die sich einer Operation unterziehen und NSAR, speziell Acetylsalicylsäure (Aspirin®) einnehmen, sollten die Medikation ca. 7 Tage vor der Operation absetzen, um eine erhöhte Blutungsneigung während der Operation zu vermeiden.

Nierenfunktionsstörung
Nierenfunktionsstörungen können ebenfalls durch NSAR ausgelöst oder verstärkt werden. Dies kann so weit führen, dass ein absolutes Nierenversagen eintritt. Der Grund liegt im verringerten Blutfluss, da das zuführende Gefäss der Nierenkörperchen durch die NSAR verengt wird (Resultat der Prostaglandinproduktionshemmung). Probleme tauchen vor allem bei Patienten auf, die schon unter Nierenerkrankungen leiden oder diese Medikamente überlängere Zeit einnehmen.

Knochenheilungsstörung
Auch wenn NSAR während des Heilungsprozesses nach z.B. Knochenbrüchen oder Operationen am Knochen nützlich sind, da sie signifikant die Schmerzen lindern, können sie langfristig betrachtet, die Knochenheilung verzögern. Die Entzündungshemmung betrifft nicht nur die Schmerz-auslösende Komponente, sondern auch die Entzündungsprozesse, die für die Knochenheilung relevant sind. Daher entsteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko, dass der Knochenbruch nicht vollständig abheilt oder es zu einer Pseudoarthrose kommt. Dies wurde bisher bei Labortieren nachgewiesen, jedoch beim Menschen nicht bestätigt.

Gängige NSAR:

  • Ibuprofen (Algifor®, Brufen®)
  • Naproxen (Aleve®, Proxen®)
  • Diclofenac (Voltaren®, Flector®)
  • Mefenaminsäure (Mefenacid®, Ponstan®)
  • Acemetacin (Tilur®)
  • Acetylsalicylsäure (Aspirin®, Aspégic®)