N. suralis Neuralgie (Nervenschmerz)

Zusammenfassung

Unter einer Neuritis des Nervus suralis versteht man Schmerzen, welche durch eine Reizung oder Verletzung des Nervus suralis entstanden sind. Der Schmerz verursacht in der Regel ein brennendes Gefühl auf der Aussenseite des Knöchels und des Fusses. Die Neuritis kann nach einer Operation in diesem Bereich oder durch einen direkten Schlag auf den Nervus suralis auftreten. In vielen Fällen nehmen die Beschwerde im Laufe der Zeit ab. Zu den spezifischen Behandlungen gehört u.a. eine intensive Massage des Nervs, um ihn zu desensibilisieren und das Vermeiden von direktem Druck über den Nerv. Gelegentlich ist eine Operation erforderlich, um beispielsweise eine Vernarbung um den Nerv herum zu lösen oder sogar um den Nerv gänzlich zu entfernen.

Klinische Präsentationen

Der Nervus suralis verläuft an der Rückseite des Beines, hinter dem äusseren Rand (lateral) des Knöchels und entlang der Aussenseite des Fusses. Er versorgt diesen Bereich und die 4. und 5 Zehe sensibel. Als Folge einer Verletzung, einer Irritation oder einer Entzündung kann sich eine Neuritis entwickeln. Diese ist mit brennenden Schmerzen an der Aussenseite des Rückfusses verbunden. Der betroffene Bereich reagiert oft überempfindlich auf Berührungen und es kann zu einer Veränderung des Empfindens, wie beispielsweise Taubheitsgefühl, entlang des übrigen Verlaufs des Nervs kommen. Die Symptome einer Neuritis des Nervus suralis können durch direkten Druck auf den Nerv verschlimmert werden, was meist durch Schuhwerk verursacht wird.

Die Verstauchung des Knöchels ist eine der häufigsten Ursachen für eine Neuritis des Nervus suralis, da sie zu einer Überdehnung des Nervs führt. Normalerweise verschwinden die Beschwerden mit der Zeit von alleine. Obwohl es nur selten vorkommt, kann der Nervus suralis auch während einer chirurgischen Intervention verletzt werden, da der Verlauf des Nervs um Fuss und Sprunggelenk von Person zu Person sehr unterschiedlich verlaufen kann. So können beispielsweise Wundspreizer, die zur Unterstützung während eines chirurgischen Eingriffs verwendet werden, den Nerv versehentlich dehnen oder es kann nach dem Eingriff zu einer übermässigen Narbenbildung um den Nerv herum kommen. Auch Schwellungen nach einer Verletzung oder Operation können schon ausreichen, um die Funktion des Nervs zu beeinträchtigen. Daraus resultierend können die typischen Beschwerden einer Neuritis auftreten.

Untersuchung

Die körperliche Untersuchung spielt bei der Diagnosestellung eine Schlüsselrolle. Das Antippen (bekannt als Perkussion oder Hoffmann-Tinel-Zeichen) erzeugt ein elektrisierendes Gefühl, das am stärksten an der Stelle der Nervenverletzung wahrgenommen wird. Diese Stelle ist u.U. sehr Schmerzempfindlich. In einigen Fällen kann es zu einer Veränderung der Hautfarbe kommen. Bei direkter Berührung erblasst diese.

Bildgebung

Normale Röntgenaufnahmen sind bei der Diagnose einer Neuritis des Nervus suralis nur selten hilfreich. Der Nerv ist eine Weichteilstruktur und lässt sich auf Röntgenaufnahmen nicht darstellen. Die MRT ist ebenfalls nicht geeignet, da der Nerv zu klein ist, um ihn bildlich erfassen zu können. Die Bildgebung kann jedoch einen Hinweis auf eine frühere Operation oder Verletzung in diesem Bereich geben.

Behandlung

Die Behandlung der Neuritis zielt darauf ab, die zugrunde liegende Nervenverletzung oder Narbenbildung zu behandeln. In den meisten Fällen kann dieses Leiden erfolgreich nicht-operativ therapiert werden.

Nicht-operative Behandlung

Es gibt mehrere nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten, die hilfreich sein können:

  • Desensibilisierung: Ein direktes Massieren dieses Bereichs, kann im Laufe der Zeit dabei helfen, den Nerv zu desensibilisieren. Dabei löst sich das Narbengewebe auf und der Nerv gewöhnt sich daran, bewegt zu werden.
  • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente wie Gabapentin (Neurontin) oder Pregabalin (Lyrica) nützlich sein, um den gereizten Nerv zu „beruhigen“.
  • Kortikosteroid-Injektion: Eine lokalisierte Kortikosteroid-Injektion kann das Auflösen des Narbengewebes um den Nerv herum bewirken und zur Linderung der Schmerzen und Entzündung beitragen.
  • Bequeme Schuhe: Das Vermeiden von direktem Druck auf die betroffene Stelle oder das Auftragen von Polstern auf den Bereich kann die Beschwerden lindern.

Operative Behandlung

In den meisten Fällen kann eine Nervus suralis-Neuritis nicht-operativ erfolgreich behandelt werden. Bei einer Narbenbildung um den Nerv herum oder einer Reizungen durch Osteosynthesematerial, welche nicht auf eine konservative Therapie anspricht, kann jedoch eine operative Behandlung gerechtfertigt sein. Die chirurgische Behandlung beinhaltet in der Regel:

  • Freilegung des Nervs: Eine Operation zur Beseitigung von Narbengewebe oder störenden Fremdkörper (z.B. Osteosynthesematerial) kann von Vorteil sein. Narbengewebe neigt jedoch dazu, sich erneut zu bilden. Eine Umhüllung der Nerven mit Kollagen kann diese Narbenbildung verhindern.
  • Resektion des Nervs: Falls der Nervus suralis zu stark durch frühere Vernarbungen beschädigt wurde und starke Beschwerden vorliegen, ist es oft am besten, den Nerv zu entfernen und in einen gesunden Muskel zu transplantieren, der in der Mitte des Beines liegt. Der Nervus suralis versorgt die Aussenseite des Knöchels und des Fusses und innerviert keine Muskulatur. Dies hat zur Folge, dass bei einer Resektion nur eine Taubheit und kein Verlust der Motorik entsteht.

Mögliche Komplikationen

Obwohl dies nur sehr selten auftritt, ist eine der möglichen Komplikationen einer Neuritis des Nervus suralis das komplexe regionale Schmerzsyndrom. Dabei handelt es sich um eine äusserst schmerzhafte Erkrankung.