Zusammenfassung

Das Überlastungssyndrom der Ferse ist eine seltene Ursache für Fersenschmerzen, gegensätzlich zur Plantarfasziitis, die bei weitem die häufigste Ursache darstellt. Bei einigen Patienten, werden die Fersenschmerzen jedoch hauptsächlich durch ein Überlastungssyndrom der Ferse ausgelöst. Diese Schmerzen sind zentral in der Ferse und nicht in Richtung der Innenseite des Fersenpolsters lokalisiert, was für eine Plantarfasziitis sprechen würde. Personen mit bestimmten Fussformen, wie z.B. hohes Fussgewölbe, relative Schwäche des Wadenmuskels oder Dysfunktion der Achillessehne, neigen möglicherweise dazu, die Ferse zu überlasten, was wiederum zu Beschwerden führen kann. Darüber hinaus kann auch eine dünne Weichteilpolsterung (Fettpolsteratrophie) über der Ferse zu diesen Symptomen führen. Die Diagnose basiert in der Regel auf der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Die Behandlung erfolgt fast immer nicht-operativ und zielt darauf ab, die Polsterung über diesen Bereich zu erhöhen, die Kräfte vom Gewebe weg zu verteilen, verschlimmernde Aktivitäten zu vermeiden sowie ggf. Gewicht abzunehmen.

Klinische Präsentation

Patienten mit einem Überlastungssyndrom der Ferse klagen über ein schmerzhaftes Gefühl direkt an der Basis ihrer Ferse. Die häufigste Ursache für Fersenschmerzen ist die Plantarfasziitis. Allerdings kann eine Überlastung auch eine mögliche Ätiologie dieser Beschwerden sein. Beim Überlastungssyndrom der Ferse werden im Wesentlichen die Weichteile und der Knochen direkt unter dem Fersenbein (Kalkaneus) durch direkte, wiederholte Kräfte beim Stehen und Gehen geschädigt. Zu den Faktoren, die zu einer Überlastung der Ferse führen, gehören:

  • Eine prominente Ferse
  • Dünnes Weichteilgewebe über dem Knochen der Ferse
  • Bestimmte Fussformen (z.B. Hohlfuss)
  • Übergewicht.

Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung fällt eine schmerzempfindliche Stelle zentral im Fersenpolster auf. Patienten mit einer überlasteten Ferse weisen oft eine erhöhte Dorsalflexion des Knöchels (die Fähigkeit, den Fuss nach oben zum Schienbein zu bewegen) auf. Dadurch wird die Ferse markanter. Die Lokalisation der Schmerzen erlaubt u.U. den Ausschluss einer Achillessehnenentzündung, Schleimbeutel-Entzündung der Achillessehne und Plantarfasziitis (Abbildung 1). Nicht selten sind die Patienten übergewichtig.

Abbildung 1- Überlastungssyndrom der Ferse – häufige Lokalisation von Schmerzen

Bildgebung

Eine Messung des Drucks, den der Fuss beim Gehen aufnimmt, zeigt oft eine starke lokale Belastung, die sich im Bereich Fersen konzentriert (Abbildung 2).

Abbildung 2: Druckmessplatte mit einer konzentrierten Belastung über dem Fersenbereich

Häufig sind nativ Röntgenaufnahmen unauffällig, obwohl sie einen erhöhten Fersenneigungswinkel aufweisen können (der Winkel, bei dem der untere Teil des Fersenbeins auf den Boden trifft). In einigen Fällen kann ein kleiner Knochensporn vorhanden sein, der zum Boden zeigt. Dies unterscheidet ihn von dem charakteristischen Knochensporn, der bei der Plantarfasziitis zu sehen ist und mehr Richtung Vorderseite des Fusses zeigt. Eine MRT kann einen vergrösserten, ödematösen Bereich und möglicherweise einen Schleimbeutel (flüssigkeitsgefüllter Beutel) über dem prominenten Bereich der Ferse zeigen. Zusätzlich kann dadurch die Menge an Fettgewebe und Weichteilgewebe über der Ferse beurteilt werden

Behandlung

Nicht-operative Behandlung

Die Behandlung erfolgt in der Regel konservativ (nicht-operativ). Dabei wird der Fersenbereich vor erhöhter, wiederholter Belastung geschützt, so dass das Gewebe in diesem Bereich heilen kann. Dies kann durch ein Vermeiden von längerem Stehen und Gehen erreicht werden. In ausgeprägten Fällen kann sich das kurzzeitige Ruhigstellen mittels Orthese forteilhaft auswirken. Aufgrund der Atrophie des Fettpolsters kann auch die Verwendung eines Gelpolsters oder einer anderen Polsterung zur Dämpfung der „Stossbelastung“ und zur Verteilung der Kräfte über eine grössere Fläche hilfreich sein.

Chirurgische Behandlung

Die chirurgische Behandlung ist für sehr ungewöhnliche Situationen vorbehalten. Falls ein markanter Knochensporn vorhanden ist, der ursächlich für die Beschwerden ist, kann dieser entfernt werden. Dies ist jedoch nur selten der Fall. Wenn die Fussform deutlich von der Norm abweicht, wie es bei einem hochgewölbten Fuss oder einer Person mit einer instabilen Achillessehne der Fall sein kann, kann eine Operation die Überlastung der Ferse indirekt verringern.