Zusammenfassung
Bei der Tibiastressfraktur handelt es sich um eine lokalisierte Fraktur der Tibia (Schienbein), die auf mikroskopischer Ebene entsteht und auf Röntgenaufnahmen nicht erkennbar ist. Durch wiederholte und erhöhte Belastung der Tibia, verursacht durch übermässiges Training z.B. bei Läufern, kann es zu Frakturen kommen. Der entstehende Schmerz ist meist gut lokalisierbar. Personen mit geringerer Knochendichte (z.B. Osteoporose) haben ein noch höheres Risiko, eine Tibiastressfraktur zu erleiden. Die meisten Frakturen lassen sich gut auskurieren, wobei man eine vollständige Rückkehr zu voller Aktivität erwarten kann.

Klinisches Erscheinungsbild
Die Symptome ähneln den eines Schienbein-Stresssyndroms. Der Unterschied liegt jedoch meist darin, dass Tibiastressfrakturen häufig stärker lokalisierte Schmerzen auslösen und ein längerer Verlauf vorliegt. Zeitlich können die Schmerzen über Wochen hinweg so stark zunehmen, dass diese auch im Ruhezustand spürbar sind. Bei Sportlern treten die Schmerzen meist mit der Zunahme der Trainingsintensität oder des Trainingsvolumens auf. Am meisten betroffen ist der Schaft der Tibia. Es kann jedoch auch die Innenseite des Knöchels (medialer Knöchel) oder der oberer Teil des Schienbeins, der mit dem Knie das Kniegelenk bildet, betroffen sein. Patienten mit geringer Knochendichte, z.B. durch Osteoporose im Alter oder aufgrund des weiblichen Geschlechts, einem Vitamin-D-Mangel oder einem geringerem Körpergewicht haben allgemein ein höheres Risiko, eine Tibiastressfraktur zu entwickeln.

Körperliche Untersuchung
Meist zeigen sich die Schmerzen in einem bestimmten Bereich des Unterschenkels. So ist auch eine Schwellung oder eine örtliche Empfindlichkeit des Knochens vorhanden. Ein Vibrationsempfinden oder die Unfähigkeit, schmerzlos auf dem betroffenen Bein zu hüpfen, können ebenfalls auf eine Tibiastressfraktur hindeuten.

Bildgebende Untersuchung
In Röntgenaufnahmen sieht man Zeichen einer Fraktur, die mit den Symptomen von Schmerzen und Unbehagen an der betroffenen Stelle korrelieren eher schlecht. So ist die Diagnose mit Röntgenaufnahmen in weniger als der Hälfte der Fälle möglich. Jedoch ist ein positives Röntgenbild meist nicht erforderlich, um eine initiale Behandlung einzuleiten. Drei bis vier Wochen nach der Diagnose sieht man in der Regel den Befund einer heilenden Fraktur. Wenn eine bestätigende Bildgebung dennoch notwendig ist, z.B. bei Sportlern, die einen intensiven Rehabilitationsplan absolvieren, kann mit einem MRI oder einer Knochenszintigraphie das Vorhandensein einer Stressfraktur im frühen Stadium gezeigt werden.

Behandlung
Initial wird mit Ruhe und einer Ruhigstellung behandelt. In einigen Fällen ist eine vollständige Ruhigstellung resp. eine Entlastung für kurze Zeit notwendig. Hierzu wird das Bein geschient. Sobald der Patient keine Schmerzen mehr verspürt, kann er allmählich wieder mit der Belastung beginnen. Die intermittierende Verwendung von Krücken kann bei der Behandlung unterstützend wirken.

Genesung
Eine vollständige Genesung dauert in der Regel etwa drei Monate. Während dieser Zeit ist eine Substitution mit Calcium und Vitamin D über die Ernährung oder sogar Nahrungsergänzungsmitteln angezeigt. Isolierte Tibiastressfrakturen heilen in der Regel sehr gut aus und haben kaum eine Auswirkung auf die Fähigkeit, wieder voll aktiv zu sein.