(Snowboarder’s Ankle)
Zusammenfassung
Bei der Fraktur (=Bruch) des processus lateralis tali ist die Aussenseite (lateral) des unteren Sprunggelenks betroffen. Sie tritt typischerweise auf, wenn der Fuss plötzlich blockiert wird und die Aussenseite des unteren Sprunggelenks (Talus) stark gegen den angrenzenden Knochen (Fibula) gedrückt wird. Bei Aktivitäten wie beispielsweise Snowboarden tritt dies gehäuft auf und hat dazu geführt, dass die Fraktur auch als „Snowboarder’s Ankle“ bezeichnet wird. Es geht mit einer Schwellung und Schmerzen einher. Der Patient klagt oft über Schwierigkeiten bei Gehen und kann möglicherweise den Fuss nicht belasten. Wenn die Fraktur nicht disloziert (=verschoben) ist, kann sie möglicherweise konservativ (nicht-operativ) behandelt werden. Dabei sollte der Fuss, bis die Fraktur verheilt ist (über einen Zeitraum von 6-8 Wochen), mittels Gips oder einer Orthese ruhig gestellt werden. Ist die Fraktur disloziert, ist normalerweise eine Operation erforderlich, um die Fraktur mit Schrauben zu stabilisieren bzw. um Knochenfragmente zu entfernen.
Klinische Präsentation
Patienten die eine solche Fraktur erlitten haben, berichten normalerweise von einer akuten Verletzung, bei welcher der Fuss nach aussen rotiert und der Knöchel gegen aussen (lateral) blockiert wird. Die kann beispielsweise der Fall sein, wenn ein Snowboarder abrupt anhält. Patienten klagen vor allem über Schmerzen und Schwellungen an der Aussenseite des Knöchels. Sie haben Schwierigkeiten beim Gehen und können möglicherweise den Fuss nicht belasten.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung weisen Patienten mit einer Processus lateralis tali Fraktur eine schmerzempfindliche Stelle sowie Schwellungen und Prellungen auf und zwar an der Aussenseite des Knöchels, in Richtung der vorderen, äusseren Seite des Fusses. Die Befunde sind mit denen einer schweren Verstauchung des Knöchels vergleichbar. Oft sind die Patienten nicht in der Lage, den Fuss zu belasten. Das Bewegen des Knöchels verstärkt möglicherweise die Schmerzen und kann in einigen Fällen ein „knackendes“ Geräusch verursachen.
Bildgebung
Es ist möglich, dass die Fraktur auf einer einfachen Röntgenaufnahme des Sprunggelenks ersichtlich ist. Jedoch können die Anzeichen auf einer einfachen Röntgenaufnahme sehr subtil ausfallen bzw. übersehen werden. Mithilfe einer CT oder MRT ist die Fraktur hingegen leicht zu erkennen. Häufig wird deshalb eine CT oder MRT angeordnet, falls Fragen zur Art der Verletzung vorhanden sind.
Röntgenaufnahmen und /oder eine CT helfen nicht nur die Diagnose zu bestätigen, sondern auch dabei, den processus lateralis tali (das Knochenstück, welches vom Hauptknochen, dem talus, abgebrochen wird) besser zu verstehen. Dieses abgebrochene Stück variiert bezüglich der Grösse, Anzahl der Bruchstücke und der Gegebenheit, ob Stücke disloziert (verschoben) wurden oder an Ort und Stelle verblieben sind. Röntgenaufnahmen bzw. andere radiologische Untersuchungen wie beispielsweise die CT oder MRT können weiterer Verletzungen in der näheren Umgebung aufdecken.
Behandlung
Falls das abgebrochene Stück in der Nähe des Talus ist und nicht verschoben wurde, oder anders ausgedrückt, nicht komplett disloziert ist, kann es durch eine relative Immobilisation über einen Zeitraum von sechs Wochen behandelt werden. Mithilfe einer Unterschenkel-Orthese oder eines Gipses, wird eine Heilung ermöglicht. Sobald die Röntgenaufnahme eine ausreichende Heilung aufzeigt, kann die Belastung Schritt für Schritt gesteigert werden. Oft dauert es 3 Monate oder mehr, bis eine vollständige Heilung erreicht wird.
Viele Processus lateralis tali Frakturen sind verschoben oder so instabil, dass eine operative Fixierung erforderlich ist. Sollte dies der Fall sein, wird der Bereich über der Fraktur mittels einer Inzision an der Aussenseite des Knöchels eröffnet. Danach wird eine Schraube bzw. mehrere Schrauben im Bereich der Fraktur platziert, um das Frakturfragment am Talus zu stabilisieren (Abbildung 2).
Gelegentlich sind mehrere Frakturfragmente vorhanden, die nicht ausreichend befestigt werden können. In diesem Fall kann es notwendig sein, diese Fragmente zu entfernen (Debridement).
Heilung
Falls die Fraktur mit Schrauben fixiert wurde, sollte der Fuss über eine Zeitspanne von sechs bis acht Wochen ruhig gestellt und nicht belastet werden. Wurden nur Fragmente entfernt (Debridement), kann, sobald sich der Patient wohl fühlt, mit einer schrittweisen Steigerung der Belastung begonnen werden. Es handelt sich um eine Verletzung, welche oft mehrere Monate in Anspruch nimmt, bis sie vollständig verheilt.
Mögliche Komplikationen
Mögliche allgemeine Komplikationen beinhalten unter anderem:
- Infektionen
- Wundheilungsstörungen
- Nervenschäden (Nervus suralis)
- Tiefe Venenthrombosen (TVT)
- Lungenembolie (LE)
Spezifische Komplikationen
Zu den spezifischen Komplikationen, welche bei der operativen Behandlung einer Processus lateralis tali Fraktur auftreten können, gehören:
- Schmerzhaftes Osteosynthesematerial: Gelegentlich müssen Implantate (z.B. Schrauben), welche zur Stabilisierung der Fraktur verwendet wurden, zu einem späteren Zeitpunkt entfernt werden.
- Pseudoarthrose („non-union“): Manchmal verheilen die Fragmente nicht und müssen deshalb entfernt werden (Debridement).
- Arthrose des Sprunggelenks oder Subtalargelenks: Diese Gelenke sind bei einer Verletzung oft betroffen und können sekundär, zu einem späteren Zeitpunkt, eine Arthrose entwickeln.
Es gilt zu beachten, dass auch bei einer konservativen Behandlung die Gefahr besteht, dass sich auf der Aussenseite des Sprunggelenks oder im Subtalargelenk eine Arthrose bildet.