Tiefliegender Muskelbauches der Muskeln M. peroneus brevis und M. peroneus quartus (Wadenbeinmuskeln)
Zusammenfassung
Ein tiefliegender Muskelbauch des M. peroneus brevis oder ein M. peroneus quartus sind beides potenzielle Ursachen für chronische Schmerzen im Sprunggelenk des hinteren, äusseren Teils. Der Muskelbauch des M. peroneus brevis (kurzer Wadenbeinmuskel) beträgt endet normalerweise ca. 2 cm vor der Spitze des Wadenbeins, resp. an dessen markanten Knochenvorsprunges. Bei bis zu 53% der Patienten reicht dieser Muskelbauch bis zur Spitze oder sogar noch weiter (Abb. 1). Bei Patienten mit Peroneuspathologien, wie z.B. der Peroneal-Sehnen-Tendinitis (Sehnenentzündung des Wadenmuskels) liegt die Fallzahl bei bis zu 87%.

Der Peroneus quartus ist ein kleiner zusätzlicher Muskelbauch, der bei ca. 6% der Menschen am äusseren hinteren Teil des Knöchels vorhanden ist. Er kann eine ähnliche Symptomatik und Pathologien wie ein tiefliegender Muskelbauch des Peroneus brevis auslösen, da er den Platz in der sogenannten Fibula-Rinne einnimmt – ein kleiner Raum direkt hinter dem Knochen an der Knöchelaussenseite, durch welchen beide Peroneussehnen verlaufen. Der Peroneus quartus entspringt dem Muskelbauch des Peroneus brevis, wird jedoch als eigenständiger Muskel betrachtet, da er eine eigene Sehne hat, die an der Aussenseite des Fersenbeins ansetzt.
Klinisches Erscheinungsbild
Meist liegen Schmerzen im hinteren äusseren Teil des Knöchels vor. Diese örtlich begrenzten Schmerzen werden meist durch Aktivität wie Laufen oder Gehen verstärkt. Vor allem bei jüngeren Patienten können Beschwerden auftreten. Bei älteren Patienten kann es möglicherweise sogar zur Entwicklung einer Peroneus-Tendinitis führen.
Theorien darüber, wie ein tiefliegender Peroneus brevis-Muskelbauch zu Schmerzen führt
Es wird angenommen, dass die Schmerzsymptome und Beschwerden durch die Einengung der Fibula-Rinne entstehen. Hierbei kann die zusätzliche Muskelmasse oder der zusätzliche M. peroneus quartus ein Problem darstellen. Die gedrängten Strukturen im Kanal können hierbei Druck auf die Sehnen ausüben und so Schmerzen oder auch eine Tendinitis bis hin zu Längsrissen der Sehnen führen. Es bestehen ebenfalls Berichte über eine chronische Subluxation der Peronealsehne aufgrund des erhöhten Drucks im engen Raum.
Bildgebende Untersuchungen
Klassischen Röntgenbilder des Fusses und des Sprunggelenks geben meist keinerlei Hinweise auf eine Pathologie. Ein MRI kann grundsätzlich die Pathologie eines zu langen Muskelbauches darstellen. Eine dynamische Subluxation kann jedoch nicht festgestellt werden. Der Ultraschall erkennt einen tiefliegenden M. peroneus brevis und den zusätzlichen M. peroneus quartus. Auch die Auswirkung derer Muskelmassen im Kanal auf die umliegenden Sehnen können fallabhängig dargestellt werden.
Behandlung
Konservative Therapie
Die Behandlung bei Patienten mit leichten Symptomen, speziell im Zusammenhang mit tiefliegendem Muskelbauch des Peroneus brevis, ist meist konservativ. Eine physikalische Therapie, die Mobilisierung der Weichteile des betroffenen Areals wie auch die Verbesserung des Gleichgewichts beinhaltet, kann förderlich sein. Knöchelorthesen oder ein Knöchel-Taping kann je nach Patient zur Genesung beitragen. Je nach Fall kann eine Aktivitätsanpassung oder die bedarfsweise Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten hilfreich sein.
Chirurgische Behandlung eines tief liegenden Muskelbauchs des M. peroneus brevis
In schwierigen Fällen oder bei hartnäckigen schweren Symptome kann eine operative Behandlung notwendig sein, bei welcher der tiefliegende Muskelbauch in der Fibula-Rinne freigelegt und die überflüssige Muskelmasse entfernt wird. Dabei vergewissert sich der Chirurg, dass alle Sehnen frei verlaufen und alle Blutungen gestoppt sind. Nach dem Wundverschluss und sobald die Wunde genügend verheilt ist, kann mit der Physiotherapie begonnen werden. Der Allgemeinzustand der Patienten ist allgemein recht gut nach dem Eingriff, auch wenn die Genesungszeit andauern kann. Klassische chirurgische Risiken bestehen auch hier:
- Infektion
- Wundheilstörungen
- Anhaltende Symptome
- N. suralis-Neuritis: eine kritischere Komplikation, da der Nervus suralis (ein der Wade entlang laufender Nerv) in der Nähe liegt und während der Operation geschützt werden muss.