Zusammenfassung
Die Überlastung des M. peroneus longus (des langen Wadenbeinmuskels) ist bei vielen Menschen mit Symptomen wie einer chronischen Sprunggelenkinstabilität, einer Sehnenentzündung und einer Sesambeinentzündung vergesellschaftet zu beobachten. Dieser Muskel hat als Aufgabe, das «nach innen rollen» des Sprunggelenks zu verhindern. Weiter kann er den inneren Teil des Vorfusses nach unten drücken. Dies führt zu der verstärkten Wölbung des Hohlfusses sowie einer Druckausübung an der Basis der Grosszehe.
Wie wirkt sich die Überbelastung auf die Fussfunktion aus?
Der Muskel setzt auf der Aussenseite des Unterschenkels am Wadenbein an (Abb. 1). Im Verlauf geht er in eine seilartige Sehne über. Sie windet sich dann um den Fuss, um an der Basis des Metatarsale-1-Knochens anzusetzen, wo sie zur Grosszehe führt. Zieht sich der Muskel zusammen, während der Fuss auf dem Boden steht, unterstützt er den Schutz des Sprunggelenks vor dem Umknicken. Gleichzeitig arbeitet er mit den anderen Wadenmuskeln zusammen, um das Gleichgewicht im Gang zu unterstützen. Durch den Ansatz am Metatarsale-1-Knochen hat die Sehne auch die Funktion, den Fuss nach unten zu drücken.

Wenn der erste Mittelfussknochen nach unten bewegt wird, wird ein höheres Fussgewölbe gebildet und der Rückfuss in eine verstärkte Varusstellung gebracht. Füsse mit höheren Gewölben neigen zu einer stärkeren Zugbelastung des äusseren Teils des Sprunggelenks. Das begünstigt im Anschluss die Bildung von Sehnenentzündungen, Sprunggelenkinstabilitäten und Überbelastungen. Eine Überbelastung des M. peroneus longus erzeugt auch einen verstärkten Abwärtsdruck der Grosszehe, sodass das Ende des ersten Mittelfussknochens in den Boden gedrückt wird (Abb. 2). Die Belastung hierbei entsteht auf der Höhe der Sesambeine (Sesamoid). Diese Knochen sind direkt gepaart unterhalb vom Metatarsale-1. Wird dieser Bereich zu stark beansprucht, kann dies zu einer Entzündung, einer sogenannten Sesamoiditis, führen

Ein zu starker oder zu aktiver Muskel führt zu dessen Überbelastung, wobei die Diagnose der Erkrankung etwas Subjektives sein kann. Die Wahrscheinlichkeit einer Überbelastung steigt bei Patienten mit einem erhöhten Fussgewölbe oder einer verstärkten Belastung der Grosszehenbasis. So kann man klassischerweise Patienten auffordern, die Zehen gegen einen leichten Widerstand zu drücken, wobei hier der Fuss beim gesunden Patienten nach unten zeigen würde. Bei Patienten mit einer Überbelastung zeigt der Fuss jedoch in Richtung Innenseite, das heisst, der Teil, der sich bei der grossen Zehe befindet, fährt weiter nach unten und dreht sich anschliessend nach innen.
Bildgebende Untersuchungen
Diesen dynamischen Zustand der Überbelastung ist praktisch unmöglich durch eine Bildgebung zu diagnostizieren. Gewisse Röntgenbefunde können jedoch Hinweise auf eine Überlastung des M. peroneus longus geben. Hierbei können Aufnahmen unter Belastung hilfreich sein. So können sie Hinweise für das Vorhandensein eines hochgewölbten Fusses mit einem plantar gebeugten ersten Mittelfussknochen geben. Die DP-Ansicht (von oben nach unten) des Fusses sollte ebenfalls betrachtet werden. Sesambeine können so besser dargestellt und Problematiken wie z.B. ein zweigeteiltes Sesambein oder sogar eine Sesambeinstressfraktur ermittelt werden.
Behandlung
Oftmals zeigen betroffene Patienten keine Symptome und benötigen daher keine spezielle Behandlung. Geht jedoch eine Peroneus-longus-Überlastung mit einer Peroneustendinitis, einer chronischen Sprunggelenkinstabilität, einer Überbelastung der lateralen Säule oder der Sesambeine einher, kann diese spezifische Erkrankung behandelt werden. Hierbei ist die konservative Herangehensweise meist sehr erfolgreich.
Bei einem kleineren Prozentsatz der Patienten reicht eine konservative Behandlung nicht aus, was einen chirurgischen Eingriff notwendig macht. Diese Behandlung kann z.B. eine Bandrekonstruktion des Sprunggelenks umfassen, welche bei Patienten mit Sprunggelenks-Instabilität gute Erfolge erzielt. Liegt die Ursache bei der Sehne des Peroneus longus selbst, kann der Chirurg operativ den zu starken Zug auf der Sehne verringern. Hierbei wird ein Sehnentransfer vom Peroneus longus auf den kürzeren Nachbarmuskel (M. peroneus brevis) durchgeführt, was den Zug von der Grosszehe weg auf die Aussenseite des Fusses verlagert. Die Funktion des M. peroneus longus bleibt erhalten, aber eine übermässige Abwärtskraft auf die Innenseite des Fusses wird vermieden. Meist wird dieser operative Eingriff mit anderen Eingriffen kombiniert durchgeführt, was einen erheblichen Einfluss auf die Erholungsphase hat. Wird der Sehnen-Transfer jedoch isoliert durchgeführt, muss mit einer 6-12-wöchigen Ruhigstellung gerechnet werden, um die heilende Sehne zu schützen. Sobald der Transfer verheilt ist, kann eine frühe Beweglichkeit mit einer Kräftigung unter physiotherapeutischer Anleitung vorgenommen werden.