Zusammenfassung
Die Neuritis des oberflächlichen Peroneusnervs bezeichnet die Verletzung, Vernarbung und Entzündung oder auch die Ausübung eines direkten Drucks auf den Nervus peroneus superficialis (des oberflächlichen Fibularnervs, eines Wadennervs). Der Nervus peroneus superficialis (Abb. 1) teilt sich in der Höhe des Knies vom Nervus peroneus communis (= Nervus fibularis communis, gemeinsamer/grosser Wadennerv) auf und verläuft entlang der äusseren Seite der Vorderseite des Sprunggelenks und teilt sich dann knapp oberhalb des Sprunggelenks in zwei Äste. Dieser Nerv versorgt die äussere Seite des Unterschenkels sowie den oberen Teil des Fusses sensibel. Eine Peroneus-Neuritis kann durch direktes oder indirektes Trauma auf den Unterschenkel oder den Sprunggelenk auftreten (z.B. stumpfe Gewalteinwirkung, Wadenbeinbruch, Sprunggelenkbruch, etc.). Eine Kompression des Nervens an beliebiger Stelle kann diese Neuritis ebenfalls verursachen. Meist werden die Pateinten dann mit einem Taubheitsgefühl, Schmerzen oder Kribbeln vorstellig. Hier kann die Lokalisierung der Symptome den genauen Ort der Verletzung bestimmen. Die Ursache der Verletzung hat einen starken Einfluss auf die Behandlung. So werden entzündungshemmende Medikamente (NSAID), Entfernung von Auslösern, Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe zur Behandlung eingesetzt.

Abb. 1: Oberflächlicher Peroneusnerv – Nervus peroneus superficialis

Klinisches Erscheinungsbild
Betroffene Patienten weisen häufig einen der folgenden Risikofaktoren auf:

  • Trauma an der Aussenseite des Wadenbeines oder Sprunggelenks
  • Kürzlich zurückliegende Operationen im Bereich des Nervs
  • Tumore, die den Nerven komprimieren können.

Vorstellig werden die Patienten meist mit Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen auf dem Fussrücken. Meist liegt ein kleines Trauma oder ein chirurgischer Eingriff (z.B. Sprunggelenkbruchreparatur) vor, die eine Vernarbung oder Verletzung ausgelöst haben, welche den oberflächlichen Peroneusnerv betreffen. Ist die Ursache eine Verletzung näher am Kniebereich, können die Schmerzen grossflächiger über den Bereich verteilt sein, was im schlimmsten Fall sogar den Verlust von Muskelfunktionen mit z.B. einem Fallfuss als Konsequenz, verursachen kann. Direkter Druck auf den Bereich des oberflächlichen Nervens, kann bei einigen Patienten zu neuritischen Symptomen führen. Bei einem kleinen Teil der Patienten mit einer Peroneusneuritis kann es zu ausgehenden Nervenimpulsen kommen, die umliegende Nerven im Bein zum vermehrtem Reagieren veranlassen, was sie überempfindlich werden lassen. Dieser Reflexbogen über den unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) ist der Grund für dieses Phänomen, was zu einem komplexen, regionalen Schmerzsyndrom (M. Sudeck) führt.

Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung wird bei einem Verdacht auf eine Peroneus-Neuritis versucht, den Bereich der Verletzung oder Betroffenheit des Nerv zu identifizieren, sowie die Auswirkungen der Neuritis zu eruieren (z.B. Verlust der Empfindung, Verlust der Muskelfunktion). Dafür nutzt der Arzt das Tinel-Zeichen. Entlang des Nervenverlaufs wird gekloppt, um die Stelle der Nervenverletzung oder Einklemmung zu bestimmen. Der Test gilt auch dann als positiv, wenn das Klopfen lokale Schmerzen, Unbehagen oder ein Kribbeln auslöst, das in Richtung Fussrücken ausstrahlt. In der körperlichen Untersuchung kann auch eine Muskelschwäche festgestellt werden. So tragen die beiden Peroneusmuskeln (M. peroneus longus und brevis, Wadenbeinmuskeln) zur Stabilisierung der Aussenseite des Sprunggelenks bei und werden beide vom Nervus peroneus superficialis innerviert. Eine Verletzung des Nervs auf der Höhe der Aufgabelung kann eine Schwäche oder einen Funktionsverlust herbeiführen.

Bildgebende Untersuchung
Röntgen- und CT-Aufnahmen werden für die Darstellung von damit verbundenen Knochenverletzungen wie Frakturen und Knochenfrakturen verwendet. Das MRI sowie der Ultraschall lassen Weichteilanomalien wie Knochensporne, Tumore oder Vernarbungen, die auf den Nerv drücken, darstellen.

Nervenleitfähigkeitsuntersuchungen und Elektromyographie (EMG)
Bei einigen Patienten mit einer Neuritis des oberflächlichen Peroneusnervens kann eine Nervenleitfähigkeitsuntersuchung oder ein EMG (Elektro-Myo-Graphie) angeordnet werden. Mit einer Nervenleitfähigkeitsuntersuchung kann ein abnormaler Fluss/ein abnormales Signal entlang des Nervenverlaufs erkannt werden. Die Elektromyographie wird zur Beurteilung der Innervation der Muskulatur durch den entsprechenden Nerv verwendet.

Behandlung

Konservative Behandlung
Die Behandlung ist abhängig von der Verletzungsart oder des Problems, das die Neuritis verursacht. Behandelt werden soll die Ursache. Ein gängiges Verfahren besteht in der Ursachenbeseitigung. Wenn z.B. ein Schienbeinschoner oder ein enger Gehstiefel das Bein oder den Knöchel einengt und so die Peroneus-Neuritis auslöst, sollen diese nicht mehr angezogen werden. Sind jedoch traumatische oder chirurgische Verletzungen die Ursache, so muss eventuell die Vernarbung, die sich um den Nerv gebildet hat, behandelt werden. Physikalische Therapien einschliesslich Weichteil-/Narbenmassage kann hilfreich sein, um Verklebungen, die sich um den Nerv gebildet haben, aufzulösen. Auch kann dies bei der Behandlung von Schwäche im Bein oder Sprunggelenk hilfreich sein. Entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAID) können Entzündungen und Schmerzen lindern, wobei bei Nervenschmerzen der Arzt auch Gabapentin zur Stabilisierung der Nervenimpulse verschreiben kann.

Chirurgische Behandlung
Versagen konservative Methoden kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein. Hierbei wird das befallene Narbengewebe um den Nerv (chirurgische Dekompression des Nervs) freigelegt und entfernt. So werden Wucherungen, Knochensporne, Ganglien und narbiges Gewebe entfernt. Hat der Nerv erhebliche Verletzungen erlitten, die zu Lähmungserscheinungen oder Schmerzen führen, kann die Durchtrennung des Nervs vor dem Verletzungsgebiet (Neurektomie) notwendig sein, was zu einem Taubheitsgefühl im oberen Fussbereich führt, aber die die Schmerzen erheblich lindern kann.