Zusammenfassung

„Überbeine“ sind vorstehende knöcherne Verhärtungen auf der äusseren hinteren Seite der Ferse. Sie können asymptomatisch oder mit Beschwerden verbunden sein, die auf Irritationen durch das Tragen von Schuhen zurückzuführen sind. Das „Überbein“ ist ein markanter Knochen an der Aussenseite des Fersenbeins (Kalkaneus), in der Nähe der Stelle, an der die Achillessehne ansetzt. Es wird manchmal als Haglund’s Deformität bezeichnet. „Überbeine“ können in der Regel mit entsprechendem Schuhwerk behandelt werden, um eine Reizungen an der markanten Stelle so gering wie möglich zu halten. Gelegentlich ist eine Operation zur Entfernung des Überbeins und des darüber liegenden, mit Flüssigkeit gefüllten Schleimbeutels erforderlich.

Klinische Präsentation

Patienten mit einem symptomatischen Überbein klagen über eine schmerzhafte Verhärtung auf der äusseren hinteren Seite der Ferse. Die Beschwerden werden in der Regel durch das Reiben der Ferse am Schuh verstärkt und können durch verstärkte sportliche Aktivität verschlimmert werden. Um die Beschwerden zu lindern, versuchen Patienten oft, den Bereich zu polstern oder anderweitig zu schützen. Häufig stellen sie fest, dass das Tragen von Schuhen mit offenem Rücken oder Barfusslaufen die Reibung verringert aber das Überbein nicht kleiner wird. Die Grösse des Überbeins kann stark variieren. Die meisten Patienten haben jedoch das Gefühl, dass die Verhärtung im Laufe der Zeit allmählich grösser wird. In seltenen Fällen kann ein früheres Trauma auslösend sein. Das Überbein ist oft an beiden Füssen vorhanden, auch wenn die Patienten meist nur über Beschwerden auf einer Seite klagen.

Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung ist eine feste Erhebung an der äusseren oberen Seite der Ferse (posterolaterale Ferse) sichtbar und tastbar. Diese grenzt an die Stelle, an der die Achillessehne an das Fersenbein ansetzt. Während diese Erhebung typischerweise einen überschüssigen Teil des Knochens darstellt, der vor und sogar gelegentlich innerhalb der Achillessehne selbst liegt, kann es vorkommen, dass sowohl Knochen als auch Weichgewebe vorhanden sind. Der Bereich der Irritation ist häufig von einem leicht geschwollenen Schleimbeutel umgeben. In der Regel kommt es auch zu einer gewissen Verdickung der Haut (Kallusbildung), die der Körper, mit dem Ziel diese Stelle vor dem Reiben der Schuhe zu schützen, im Laufe der Zeit aufgebaut hat. Patienten mit einem Überbein weisen in der Regel keine Einschränkung der Beweglichkeit bzw. Kraft des Fusses und Sprunggelenks auf. Die Fussstruktur und –funktion ist normalerweise nicht verändert.

Bildgebung

Überbeine sind am besten auf einfachen Röntgenaufnahmen von Knöchel, Ferse oder Fuss zu erkennen. Abgesehen davon, dass eine knöcherne Erhebung auf der Fussrückseite festgestellt wird, ist sie ansonsten normalerweise unauffällig. Eine spezielle axilläre Fersenansicht (Harris-Fersenansicht) kann eine Erhebung des Knochens an der Aussenseite (lateral) des Fusses zeigen. In selteneren Fällen kann das Überbein einen Teil der Achillessehne selbst betreffen. Dabei handelt es sich wohl um ein separates, aber symptomatisch mitwirkendes Phänomen (z.B. Verkalkung der Achillessehne).

Eine CT- oder MRT-Untersuchung ist für die Diagnosestellung in der Regel nicht erforderlich. Wenn diese Bildgebung trotzdem angeordnet wird, zeigt sie typischerweise ein stärkeres Vorwölben des Knochens und ein damit verbundener mit Flüssigkeit gefüllten Schleimbeutel bzw. geschwollenes Weichgewebe, das entlang des hinteren und äusseren Teils des Fersenknochens lokalisiert ist (der posterolaterale Aspekt des Fersenbeins).

Behandlung

Nicht-operative Behandlung

Die meisten Überbeine können nicht-operativ erfolgreich behandelt werden. Die beste Behandlung besteht darin, das Tragen von Schuhen zu vermeiden, die den entzündeten und vergrösserten Bereich hinter der Ferse direkt reizen. Eine weich gepolsterte, nachgiebige und weniger reibende Fersenkappe kann sehr hilfreich sein, um die damit verbundenen Schmerzen, Schwellungen und Schleimhautentzündungen zu lindern. Am Fersenrücken offene Schuhe sind ebenfalls förderlich, falls diese vom Patienten toleriert werden. Alternativ können die Patienten wählen, ob sie eine Donut-förmige oder eine andere bequeme Ferseneinlage aus Filz oder einem anderen Material einsetzen möchten. Diese werden um den Vorsprung herum platziert und zentriert, um eine direkte Reibung am Überbein zu vermeiden.

Operative Behandlung

Gelegentlich wird durch eine konservative Behandlung das mit einem Überbein verbundene Leiden nicht ausreichend therapiert. Diese Erhebungen können so gross werden, dass der Druck nicht mehr konservativ (nicht-operativ) reduziert werden kann. Wenn dies der Fall ist, fangen diese Überbeine an, deutlich sichtbar und schmerzhaft zu werden, bis zu dem Punkt, an dem sie sogar die alltäglichen Routineaktivitäten stören. In diesem Zustand ist die Auswahl an Schuhen, die ansonsten sinnvoll wären, stark eingeschränkt.

Bei der Operation wird neben dem Überbein ein Schnitt gemacht, wobei darauf geachtet wird, dass nahegelegene Nerven und die Achillessehne nicht verletzt werden. Danach wird der darüberliegende, mit Flüssigkeit gefüllte Schleimbeutel zusammen mit der knöchernen Protuberanz freigelegt und herausgeschnitten. Der darunterliegende Knochen wird auf ein normales Niveau abgerieben, sodass er die umliegende Haut und alles andere, mit dem er in Kontakt kommt, nicht mehr ständig reizt. Um das Rezidivrisiko gering zu halten, wird nach der Resektion gelegentlich ein Knochenwachs aufgetragen. Oft muss ein Teil der Achillessehne entfernt werden, um auch mögliche benachbarte Verkalkungen zu entfernen. Die Achillessehne muss danach mit Ankern wieder befestigt werden. Sobald diese Probleme gelöst und durch eine direkte externe Palpation des Chirurgen bestätigt worden sind, wird die Wunde sorgfältig verschlossen. 

Es ist äusserst wichtig, dass der Patient in den ersten Wochen nach der Operation den Fuss ruhigstellt und solange nicht belastet, bis die Wunde verheilt ist. Die vollständige Heilung dauert oft vier bis sechs Wochen oder länger, wenn die Achillessehne abgelöst werden musste. Sobald die Patienten sich sicher genug fühlen, um problemlos normale Schuhe tragen zu können, können sie schrittweise zu ihrem früheren Aktivitätsniveau zurückkehren.

Mögliche Komplikationen

Zu den häufigsten Komplikationen, die bei der chirurgischen Entfernung (Resektion) eines Überbeins vorkommen, gehören:

  • Wundheilungsstörungen
  • Probleme bei der Heilung der Schnittränder: Dies ist die häufigste Komplikation und ist oft mit schlechter Therapietreue oder übermässiger Aktivität in der frühen postoperativen Phase verbunden.