Klinische Präsentation

Der Processus anterior calcanei ist ein Vorsprung auf dem Fersenbein (Calcaneus), der sich auf der Vorder- und Aussenseite des Knöchels befindet (Abbildung 1). Frakturen des Processus anterior calcanei können durch eine akute Verletzung des Fusses entstehen. Der Mechanismus ist oft ähnlich wie bei einer Knöchelverstauchung. Die Fraktur entsteht, wenn sich das Fersenbein und das Würfelbein, aus denen sich das Calcaneocuboidgelenk zusammensetzt, stark gegeneinander drücken und ein Stück des oberen (hinteren) Randbereichs des Fersenbeins abschlagen. Die Frakturfragmente sind oft nicht wesentlich verschoben. Patienten berichten in der Regel von Schmerzen und einer Schwellung an der Vorderseite sowie an der Aussenseite des Knöchels. Obwohl die Verletzung sehr schmerzhaft ist, können die Patienten möglicherweise noch humpelnd gehen.

Abbildung 1: Processus anterior calcanei

Untersuchung

Bei der Untersuchung fällt eine druckempfindliche Stelle und Schwellung über dem verletzten Bereich auf. Der verletzte Bereich ähnelt dem einer Knöchelverstauchung, befindet sich aber weiter vom Sprunggelenk entfernt (Abbildung 2). Die Haut und die Sensibilität sind in der Regel nicht betroffen, obwohl diese Verletzung gelegentlich dazu führt, dass der Nerv, der an der Aussenseite des Fusses verläuft (Nervus suralis), gereizt wird. Dies führt zu Taubheit oder einem Brennen entlang der Aussenseite des Fusses.

Abbildung 2: Fraktur des Processus anterior calcanei: Ort der Verletzung

Abbildung 2: Fraktur des Processus anterior calcanei: Ort der Verletzung

Bildgebung

Eine Fraktur des Processus anterior calcanei ist in der Regel auf einer Seitenansicht des Fusses mit einem einfachen Röntgenbild zu erkennen (Abbildung 3). Diese Verletzung ist jedoch oft nur sehr subtil und kann leicht übersehen werden. Sie kann durch eine CT oder MRT bestätigt werden, welche die kleineren Bruchfragmente darstellen können (Abbildung 4).

Behandlung

Nicht-operative Behandlung

Die meisten Processus anterior calcanei Brüche können konservativ behandelt werden. Falls das Frakturfragment die Funktion des Calcaneocuboidgelenk nicht beeinträchtigt, ist eine nicht-operative Behandlung vorzuziehen. Diese besteht aus einer relativen Ruhigstellung in einer Unterschenkel-Orthese über einen Zeitraum von typischerweise sechs Wochen, bis das Weichgewebe und die Fraktur verheilt sind. In einigen Fällen heilt die Fraktur nicht vollständig, was nur problematisch ist, wenn dies die Funktion des Gelenks beeinträchtigt.

Operative Behandlung

Die chirurgische Behandlung der Processus anterior calcanei Fraktur ist für diejenigen Frakturen vorbehalten, welche die Funktion des Calcaneocuboidgelenk  beeinträchtigen. Befindet sich ein Frakturfragment beispielsweise an einer ungünstigen Stelle, kann es das Calcaneocuboidgelenk reizen und muss somit operativ entfernt werden.

Darüber hinaus können Patienten mit Restbeschwerden nach einer Processus anterior calcanei Fraktur von der operativen Entfernung und Säuberung des Calcaneocuboidgelenk profitieren. Für die Heilung nach der Operation muss der Fuss, bis die Weichtele verheilt sind, geschützt und das Gelenk schrittweise wieder mobilisiert werden. Dies kann sechs oder mehr Wochen dauern.

Mögliche Komplikationen

Zu den Komplikationen, die spezifisch für die Behandlung einer Processus anterior calcanei Fraktur sind, gehören:

  • Verletzung des Nervus suralis – Der Nervus suralis verläuft an der Aussenseite des Fusses und kann, falls dieser verletzt wird, in diesem Bereich zu Taubheitsgefühl oder einem anhaltenden Brennen führen.
  • Arthrose des Calcaneocuboidgelenk – Eine Arthrose, die das Calcaneocuboidgelenk betrifft, kann auftreten. Dies ist jedoch eher ungewöhnlich.
  • Fortbestehen der Symptome – Der verletzte Bereich wird fortwährend beansprucht, was zu Schmerzen führen kann.