Zusammenfassung

Die Peronealsehnen sind die Hauptsehnen, die entlang der Aussenseite des Fusses und des Sprunggelenkes verlaufen. Es gibt zwei Peronealsehnen (Abbildung 1). Die erste wird als peroneus brevis bezeichnet. Der Begriff «brevis» bedeutet kurz. Diese Sehne wird so bezeichnet, weil sie einen kürzeren Muskel besitzt und tiefer im Bein beginnt. Sie verläuft entlang der äusseren Rückseite des Wadenbeins (fibula) nach unten und setzt am fünften Mittelfussknochen an. Dieser befindet sich auf der Aussenseite des Fusses. Die peroneus longus Sehne verdankt ihren Namen ihrem längeren Verlauf. Sie beginnt höher am Bein, zieht bis unter den Fuss und setzt an der Innenseite des ersten Mittelfussknochens an.

Abbildung 1: Die Peronealsehnen peroneus longus und peroneus brevis

Die Hauptfunktion der beiden Sehnen ist es, den Fuss nach aussen zu drehen (eversion). Die Sehnen werden innerhalb einer Vertiefung auf der Rückseite des Wadenbeins gehalten und verfügen über eine Abdeckung aus bandartigem Gewebe, dem sogenannten retinaculum musculorum peroneorum superius (SPR). Das SPR ist die wichtigste „Haltestruktur“, welche eine Subluxation der Peronealsehnen verhindert. Bei der Peronealsehnen-Subluxation ist das SPR beschädigt, wodurch die Sehnen hervortreten und über den Rand des Wadenbeins springen können (Subluxation).

Klinische Präsentation

Patienten mit einer akuten Peronealsehnen-Subluxation verspüren nach einer Verletzung Schmerzen an der äusseren Rückseite des Knöchels. Zum Zeitpunkt des Traumas springt eine der beiden Sehnen, welche sich normalerweise hinter dem Wadenbein an der Aussenseite des Knöchels befindet, um das Wadenbein herum. In diesem Fall kann die Sehne sowohl die „Haltestrukturen“, einschliesslich des retinaculum musculorum peroneorum superius (SPR), sich selbst als auch den Knochen schädigen. Die Schmerzen können sehr stark sein und zu einem ausgeprägten Hinken und in einigen Fällen zu einer Gehunfähigkeit führen.

Körperliche Untersuchung

Bei Patienten mit einer akuten Peronealsehnen-Subluxation tritt im hinteren Teil des distalen Wadenbeins, also dem Knochen an der Aussenseite des Sprunggelenks, eine sehr ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit auf. Falls der Fuss nach aussen gedrückt wird, können die Peronealsehnen sichtbar werden und sogar über den Rand des Wadenbeins springen (Subluxation). Dies führt in der Akutphase zu erheblicher Beeinträchtigung.

Bildgebung

Röntgenaufnahmen von Patienten mit einer akuten Peronealsehnen-Subluxation sind meist unauffällig, können aber einen kleinen knöchernen Rand aufweisen, der vom hinteren Teil des Wadenbeins abgerissen wurde.

Eine MRT ist in der Regel nicht erforderlich, um eine akute Peronealsehnen-Subluxation zu diagnostizieren und zu behandeln. Wenn jedoch eine MRT durchgeführt wird, zeigt sie typischerweise eine Verletzung des dicken Haltebandes, des so genannten retinaculum musculorum peroneorum superius (SPR), welches normalerweise die Peronealsehnen hinter dem Wadenbein hält. Eine MRT zeigt auch sämtliche knöchernen Abrissverletzungen im Zusammenhang mit der Verschiebung des SPR und alle damit verbundenen Schäden an Sehne selbst.

Behandlungen

Die Behandlung einer akuten Peronealsehnen-Subluxation kann nicht-operativ oder operativ erfolgen. Dabei müssen die Sehnen wieder in ihrer ursprünglichen Position hinter dem Wadenbein gehalten und dort so lange fixiert werden, bis das Weichgewebe und ein eventuelles knöchernes Fragment verheilt sind. Dafür muss der Fuss über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen mit einem Gips oder Unterschenkel-Orthese ruhiggestellt werden. Im Anschluss kann mit der Rehabilitation begonnen werden, um die Kraft und Funktion der Sehnen wieder herzustellen.

Die nicht-operative Behandlung einer akuten Verletzung bei aktiven jungen Sportlern weist eine relativ hohe Rückfallrate auf. Daher wird bei diesen Patienten die operative Fixierung des verletzten SPR oftmals vorgezogen, obwohl in einigen Fällen versuchsweise eine Immobilisierung durchgeführt werden kann. Darüber hinaus muss eine chirurgische Behandlung einer akuten Peronealsehnen-Subluxation durchgeführt werden, falls die Sehnen entweder aufgrund eines zu grossen Knochenfragments oder der Form des Wadenbeins nicht hinter dem Knochen an der Aussenseite des Sprunggelenks zurückgehalten werden können.

Bei einigen Patienten entwickelt sich eine chronische Peronealsehnen-Subluxation. Dies tritt häufiger  bei Verletzungen auf, die übersehen worden sind. In der Regel erfordert dies eine operative Behandlung.