Klinische Präsentation

Die Knöchelverstauchung ist eine der häufigsten muskuloskeletalen Verletzungen. Patienten beschreiben typischerweise ein Ereigniss, bei dem Sie den Knöchel nach innen verdreht haben (Abb. 1). Dieses Trauma verursacht ein Reissen der Bänder an der Aussenseite des Sprunggelenkes. Patienten klagen häufig über starke Schmerzen und eine Schwellung (Abb. 2). Üblicherweise hinken die Patienten. Trotzdem sind sie normalerweise in der Lage das Gelenk zu belasten, im Vergleich dazu kann eine Knöchelfraktur praktisch nicht belastet werden. Der geschwollene äussere Knöchel ist aufgrund der erhöhten Durchblutung häufig auch gerötet.

Ankle Sprain 1

Abb. 1

Ankle Sprains 2

Abb. 2

Untersuchung

Klinische Untersuchung
Bei der klinischen Untersuchung wird eine Schwellung des äusseren Knöchels auffallen. Der äussere Teil des Knöchels wird schmerzempfindlich sein (Abb. 3). Der hintere äussere Teil des Knöchels ist weniger empfindlich als bei einer Knöchelfraktur. Die Innenseite des Sprunggelenkes ist normalerweise nicht empfindlich. Es ist wichtig den gesamten Knöchel auf schmerzempfindliche Stellen und andere Verletzungen zu untersuchen, da derselbe Verletzungsmechanismus auch zu anderen Verletzungen führen kann (z.B. Fraktur des Fersenbeins, Knorpelschaden, Riss der Peronealsehnen etc.).

Ankle Sprains 3

Abb. 3: Gebiet der maximalen Schmerzempfindlichkeit

Bildgebende Untersuchungen
Auf der Notfallstation wird häufig ein Röntgenbild gemacht, was aber nicht immer notwendig ist. Bei einem Patienten mit einer Knöchelverstauchung wird das Röntgenbild unauffällig sein. Besteht keine Schmerzempfindlichkeit am hinteren Teil des Knöchels und ist der Patient in der Lage 4 Schritte zu gehen, ist nach den „Ottawa ankle rules“ kein Röntgen notwendig.

Einteilung

Knöchelverstauchungen werden typischerweise eingeteilt in Leicht, Mittel, und Schwer. Häufig ist es schwierig zu beurteilen welcher Grad eine Knöchelverstauchung genau hat.

  1. Eine leichte Knöchelverstauchung bedeutet eine Teilruptur des anterioren talofibularen Ligaments. Dieses Band ist überdehnt und angerissen aber noch intakt. Diese Knöchelverstauchung dauert 4-7 Tage um abzuheilen.
  2. Eine mittlere Knöchelverstauchung bedeutet einen signifikanten Einriss des anterioren talofibularen Ligaments und Einrisse des calcaneofibularen Ligaments. Diese Knöchelverstauchung dauert 7-12 Tage um abzuheilen.
  3. Eine schwere Knöchelverstauchung bedeutet ein Zerreissen aller Bänder des äusseren Knöchels, also dem anterio-talofibularen Ligament, dem calcaneofibularen, und dem posterio-talofibularen Ligament. Dies ist eine schwere Verletzung welche 4-6 Wochen dauert um abzuheilen. Desweiteren erleiden ca. 8-10% der Patienten mit einer schweren Knöchelverstauchung eine Begleitverletzung wie z.B. eine osteochondrale Verletzung des Talus, Verletzung der Innenbänder etc.

Behandlung

Die Behandlung einer Knöchelverstauchung beinhaltet:

  • Ruhe und Veränderung der Aktivität: Zeit ist normalerweise die beste Behandlung einer Knöchelverstauchung. Es braucht Zeit bis die gerissenen Bänder abgeheilt sind. Das Betroffene Gelenk zu entlasten und seine Aktivität in der Zeit der Heilung einzuschränken ist hilfreich.
  • Stabilisation mit einer Schiene, Bandage, Gips oder „Ski-Schuh“ (z.B. Vacoped, Aircast-Orthese) als Ersatz eines Unterschenkel-Gipses für 2-6 Wochen.
  • Eis: Eis sollte wiederholt 10 oder 15 Minuten aufgelegt werden und dann 10 oder 15 Minuten Pause. Eis hilft den Blutfluss in der betroffenen Region zu vermindern. Normalerweise ist ein erhöhter Blutfluss in einer verletzten Region etwas Gutes aber im akuten Stadium einer Knöchelverstauchung führt erhöhter Blutfluss zu einer massiven Schwellung.
  • Kompression: Kompression hilft, die Schwellung zu reduzieren. Dies kann mit einem Kompressionsverband erreicht werden.
  • Anti-entzündliche Medikamente (NSAIDs): Nicht-Steroidale Anti-Entzündliche Medikamente (NSAIDs) wie Ibuprofen können hilfreich sein um die Schmerzen zu senken und die Entzündungsreaktion im betroffenen Gebiet zu verringern. Es gibt aber auch einige Anhaltspunkte in Studien die darauf hinweisen, dass anti-entzündliche Medikamente einen negativen Einfluss auf die Heilung haben können.

Subakute Phase

Sind die Symptome der Knöchelverstauchung abgeklungen, profitieren die Patienten von Übungen zur Verbesserung von:

Eine operative Behandlung ist nicht indiziert zur Behandlung einer Knöchelverstauchung. Eine Ausnahme besteht wenn sich aufgrund einer osteochondralen Verletzung des Talus (Sprungbein) Knorpel- und Knochenfragmente im Sprunggelenk befinden.

Patienten, welche wegen einer Knöchelinstabilität an wiederholten Knöchelverstauchungen leiden, könnten von einer Knöchelbänder-Stabilisation profitieren.